So weit die Füsse tragen - Teil 1
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Hotte, der King of Vorstadt, erlebt Skurriles
bis Alltägliches in einer Nacht voller Hindernisse.
Onkel Meias Alter Ego kämpft sich durch den Wahnsinn einer entfremdeten
Welt...
Es war gegen vier Uhr morgens, die meisten Bürger schliefen, nur selten erhellten wenige Autos mit den Lichtkegeln ihrer Scheinwerfer die Nacht, und vor ihm auf dem Asphalt lagen einige zerknitterte Papierfetzen. Er selbst fühlte sich stark angetrunken, ja schon fast besoffen, hinter ihm verließen die letzten Gäste sein Stammlokal, dessen Licht sofort erlosch. Eine wilde Planlosigkeit erfüllte ihn und trotz der sanften Umschmeichelung durch die Nacht kam sich Hotte etwas verloren vor.
Hotte ist mich sich im Reinen...
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"Ich muss nach Hause….", beschloss Hotte nach Minuten des Nachdenkens
und da keine Taxis sicht- oder mietbar waren, winkte ein Fußmarsch von nicht
unbeträchtlicher Länge. Busse fuhren zu dieser Nachtzeit natürlich keine mehr,
es hatte auch keinen Sinn auf den ersten Bus zu warten, denn jener sollte erst
in ein paar Stunden kommen, auch war Hotte bewusst, nicht mehr über die nötigen
finanziellen Mittel zu verfügen, um die Fahrt bezahlen zu können. Notgedrungen
müsste er auf die Technik des Schwarzfahrens zurückgreifen, was so früh am Tag
angesichts des zu erwartenden fast leeren Busses zu Schwierigkeiten führen würde.
Zwar hatte Hotte noch ausreichend Geld in seiner Wohnung, dies absichtlich zurückgelassen
und er wusste, dass Taxifahrer sich in der Witterung eines Geschäfts auf eine
nachträglich bezahlte Fahrt einließen und ihn danach misstrauisch begleiten
würden, aber er war froh durch einen Fußmarsch Geld sparen zu können.
Von dem wenig anheimelnden Wissen erfüllt einen langen, anstrengenden Heimweg
vor sich zu haben, schritt er langsam voran. Wenigstens spielte das Wetter mit
und sorgte nicht für zusätzliche Unbilden. Die milde Nachtluft zeugte von einem
davor stattgefundenen Sommertag und kein Niederschlag erschwerte das nächtliche
Unterfangen. Er näherte sich der Polizeiwache zu seiner Rechten. Schon von seinem
vorherigen Standpunkt aus sichtbar, wuchs sie nun zu reeller Größe und nahm
schnell das Hauptmotiv in seinem Blickfeld an. Es war als würde sie sich ducken,
absichtlich verbergen im Schutz des Gebäudes vor ihr, errichtet viele Jahre
später und auf einem Vorplatz, der zuvor als Parkfläche diente. Zufälligerweise
war dieses Haus, dass größer als die Polizeistation war, die den Eindruck erwecken
wollte sich dahinter zu verstecken, ein Jahr nach dem Angriff auf das Spielverderbernest
gebaut worden, als jene von Hooligans, die aus irgendeinem Grund erbost waren,
mit Steinen und Leuchtkugeln angegriffen wurde. Die Beamten zeigten angesichts
der bürgerlichen Reaktion Angst, trauten sich nicht ihr Obdach zu verlassen
und riefen per Funk Kollegen aus anderen Städten zur Hilfe. Hotte grinste beim
Gedanken daran, ebenso bei der Vermutung, dass der Architekt des Schutzhauses
offensichtlich eine Vorliebe für Wasserfahrzeuge sein Eigen nannte und diese
in die Konstruktion des Hauses einfließen ließ, äußerlich ähnelte das Gebäude
einem Schiff, nur der nach außen hin sichtbare Anker fehlte und es erweckte
den Eindruck, von der unsichtbaren Riesenhand eines Orkans hierhin verlegt worden
zu sein.
Seine Schritte, zuerst noch zögerlich und unsicher, wurden rascher und weiter
angesichts der vor ihm liegenden Aufgabe, die ihrer Erfüllung harrte. Flink
ließ er die Polizeiwache hinter sich, durchquerte die Innenstadt. Hotte beschloss
eine Abkürzung zu wählen, die zwar durch ein spärlich beleuchtetes Wohngebiet
führte und somit unübersichtlicher war, aber weniger Wegmühen versprach. Natürlich
hätte er der erhellten Hauptstraße folgen können, die genauso in die Nähe seines
Zieles führte wie der von ihm gewählte Weg, aber die Straße wand sich wie eine
Schlange, folgte einem unsichtbaren Plan und bedeutete zusätzlichen Fußmarsch.
Er ging eine abschüssige Straße hinunter, deren Laternen in einem deutlich entfernteren
Abstand voneinander lagen, ihre Lichtkegel überschnitten sich nicht und dazwischen
glänzten Stellen von absoluter Dunkelheit. Automatisch benutzte er den Gehweg,
obwohl die leere und für Automobile reservierte Straße einen viel breiteren
Raum bot, er bemerkte ein Torkeln, für jeden Meter der ihn näher an sein Ziel
brachte, musste er die dreifache Strecke zurücklegen. Jeder Schritt nach vorn
führte nur zu minimalem Raumgewinn, es folgten sofort einige seitliche Ausfallschritte,
die zu der rechten Abgrenzung des Bürgersteigs, dem Rinnstein und dessen Balustrade
führten. Er war um eine Änderung bemüht, doch leider bewegte sich sein Körper
nur geringfügig vorwärts, mehr seitwärts und näherte sich der gegenüberliegende
Seite, meist eine schmucklose, aber dennoch Halt versprechende Häuserwand.
Er bewegte sich wie in Trance, seine Konzentration galt nicht den aktuellen
Bewegungen, sondern Erinnerungsfetzen der durchlebten Stunden, er glaubte Musik
zu hören, Gläser klirrten im Hintergrund und der Geschmack von Bier breitete
sich auf seiner Zunge aus. Die überlebensnotwendige Aufmerksamkeit schien plötzlich
wie in Watte gepackt, der Verstand in Fesseln gelegt und sogar das Denken fiel
ihm schwer, ein Zustand der eher ungewöhnlich war. Diese Änderung des Grundzustandes
kam sehr plötzlich, wie von einem Sekundenbuchteil auf den anderen und war am
Beginn seiner Reise nicht zu beobachten gewesen. Trotzdem fühlte er sich optimistisch,
beschwingt war gewillt und frohen Mutes, das Ziel seines Weges zu erreichen.
Für einen Augenblick verfluchte er das Nichtvorhandenseins eines Walkmans, eines
portablen Musikabspielgeräts, denn er war der festen Überzeugung, dass etwas
Punkmusik seine Konzentration steigern könne. Außerdem erfüllte ihn der Drang
zu singen, er wollte aller Welt seine in ihm steckende Fröhlichkeit beweisen
und hätte gerne einige Melodien intoniert um seine Stimme zu hören.
"So kann das nicht weitergehen…", dachte Hotte protestierend, als er sich erneut
einer Häuserwand näherte, "da brauch ich ja Jahre um nach Hause zu kommen...".
Während er noch auf Abhilfe sann, geriet eine vor ihm liegende, wenige Meter
entfernte und kniehohe Hecke an seiner Linken in sein Blickfeld.
Sie ersetzte eine allgegenwärtige Häuserwand, grenzte einen dahinterliegenden Vorgarten ab, hinter dem wiederum ein Haus lag, das unendlich weit entfernt und damit mächtig uninteressant erschien. Auf seltsame Art fühlte er sich von der Hecke magisch angezogen. "Da falle ich bestimmt hinein….", ahnte er, und setzte seinen Weg vorsichtig, aber unsicher fort. Obwohl es keinen großen Zeitverlust, nur einen geringfügigen Umweg bedeutet hätte, der Gefahr auszuweichen und umzukehren, näherte er sich ihr. Hotte fühlte sich zu einer Auseinandersetzung bereit und verschwendete keinen Gedanken daran zu flüchten oder dem sich abzeichnenden Problem aus dem Weg zu gehen.
tagsüber sieht sie gar
nicht so furchteinflößend aus...
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Es kam wie es kommen musste, er torkelte zum Rinnstein, änderte
die Richtung bevor er diesen erreichte, und näherte sich langsam aber unausweichlich
der Hecke. Als sie vor ihm lag, wollte er sich abstützen, fühlte nur Luft, welche
wenig Gegendruck bot und verlor das Gleichgewicht. Er fiel, stürzte in die Hecke,
was angesichts seiner Gangart nicht überraschend für ihn kam. In Erstaunen versetzte
ihn nur die Dauer des Falls, diese war länger als angenommen, und die Fallhöhe
anders als erwartet. Hotte fühlte sich sekundenlang unsagbar hilflos, während
sich sein Oberkörper freischwebend dem Boden näherte, er aufprallte, angenehm
weich fiel und zur Ruhe kam. Er fand sich in einer gelinde gesagt sehr misslichen
Lage wieder. Seine Beine hatten eine Lücke in die Hecke gedrückt, ruhten darin,
jedes Anspannen der Muskeln führte zu einem Schmerz und Hotte vermutete, dass
diese Hecke nicht wie üblich aus harmlosem Gewächs, sondern aus dornenbewehrten
Zweigen bestand. Wie kleine Nadeln bohrten sich die Spitzen durch den Stoff
der Hose in seine Haut, verhinderten ruckartige Bewegungen. Er lag kopfüber
dar. Hinter der Hecke befand sich kein Vorgarten, sondern eine steil abschüssige
Wiese, die an ein Haus grenzte, das in einer Senke erbaut worden war und dessen
Erdgeschoss auf einer Höhe lag, die den Kellerräumen der Nachbarhäuser vorbehalten
war. Bei ausreichender Beleuchtung und geringerem Alkoholeinfluss des Passanten
sicherlich von diesem auf weitere Entfernung sichtbar, nur eine Kombination
ungünstiger Faktoren konnte zu einer befremdlichen Situation wie der Hottes
führen.
"Scheiße…", bewertete Hotte mit einer ersten Analyse den momentanen Zustand.
The Meia
to be continued...