The Kitchenettes and the
Basement Brothers -
Northern Soul (CH)

 

Auf der diesjährigen Summer Safari hatten der Savage und ich (die mysteriöse Tippsau) mit Nicole und Andy von oben genannter Band das Vergnügen die Safari-Interviewreihe im Onlinezine zu starten. Und direkt mit dem ersten Interview zeigte es sich, dass es nicht nur Spaß macht, sondern dass demnächst auch diverse Begleitumstände zu beachten sind. Ausgestattet mit modernster Kasettentechnik saßen wir zu viert bei kühlem Bier im Backstagebereich. Quasi wenige Sekunden nach Beginn unserer kleinen Fragestunde setzte sich der Saxophonist der Skatalites an das Ende der Bierbank an unseren Tisch und fing an sich in verschiedener Intensität mit seinem Instrument zu befassen. Auffällig war nur, dass zum Ende des Interviews, als wir alle aufstanden und uns verabschiedeten, auch dieser Herr das Weite suchte. Zufall oder Kalkül? Während des Gespräches war es halt mäßig nervig, aber umso nerviger war es beim abtippen des Interviews. Zwei Antworten waren gänzlich unverständlich und auch bei dem ein oder anderen Eigennamen konnte man durch Saxophon plus sonstige Nebengeräusche plus schwizer Dialekt nichts wirklich verstehen.
Hier ist der Rest:

OZ: Hallo. Wenn ihr euch kurz vorstellen wollt.

A.:Ich bin der Andy.
N.: Hallo, ich bin die Nicole.

OZ: Wie hat Euch der Gig gefallen?

A.: Es war super.
N.: Es war der Hammer!!

OZ: Ihr wart heute zum ersten Mal auf der Summer Safari?

A.: Ja.

OZ: Habt ihr sonst vorher schon in Deutschland gespielt?

N: Eigentlich noch nicht. Das war unsere Deutschland-Premiere. Morgen spielen wir noch in Bielefeld.

OZ: In Bielefeld????!!!!????

Beide: (sichtlich irritiert) Ja?

OZ: Wisst ihr wo Bielefeld ist?

N: Nein keine Ahnung.

Savage: Ich fahre oft nach Berlin. Wenn man von Köln nach Berlin fährt, hält der ICE immer in Bielefeld und ich wundere mich, dass da überhaupt Leute aussteigen. Es ist unglaublich Scheiße dort. [das habe ich so nie gesagt !! / der Savage]
Mysteriöse Tippsau: Trotz der Nähe zu Münster ist in Bielefeld der Hund aber mehr als begraben. Und wahrscheinlich ist es auch die hässlichste Stadt in ganz NRW.

N.: Na dann wird es Zeit, Bielefeld zu zeigen, dass es auch ganz anders geht.
A.: Wir können da schlafen, wir können da spielen…in diesem Sinne….

OZ: Seid ihr jetzt auf Tour? Oder ist das nur für das Wochenende?

N.: Wir waren gestern in Wien. Und heute….?
A.: Rosslau.
N.: Rosslau. Morgen in Bielefeld und dann gehen wir am Sonntag nach London und dann kommt die Amerika-Tour.

OZ: Ach ja…die Amerikatour. Verstehe, verstehe. Aber wie ist das denn so, wenn ihr normalerweise in der Schweiz auftretet, wo rockt ihr da so?

N.: Im Club Sedel in Luzern. Die Partys, die vom "Hudezack"(???) organisiert werden. Northern Soul, Sixties Soul vom Feinsten kombiniert mit Rocksteady und Ska. Die haben uns eigentlich die erste Chance gegeben, aufzutreten. Wir hatten ein Warm up Konzert und dann das zweite Konzert im selben Laden.

OZ: Ihr habt das Rad nun nicht neu erfunden und covert nur…

N.: Nicht ganz. Wir hatten heute zum ersten Mal unseren eigenen Song gespielt.

OZ: Wie heißt der?

N.: You pick my love.

OZ: Wie kam es dazu, dass ihr Northern Soul und alte Motown Stücke spielt?

A.: Schnapsidee.
N.: Ja, also angefangen hat es viel, viel früher. Die Band gestartet ist wirklich durch eine Schnapsidee. Soul höre ich schon lange. Meine Eltern sind Soulfans und ich habe ihre Platten geerbt, aber den Mut eine richtige Soulband zu gründen hatte ich eigentlich nie. Ursprünglich war eine Bluessession geplant.

OZ: Und ihr zwei seid die Originalgründungsmitglieder der Band?

A.: Ja, kann man so sagen.

OZ: Ihr spielt ja insgesamt mit sehr vielen Leuten zusammen. Unsere tiefgründigen Recherchen haben ergeben, dass der ein oder andere anscheinend Musikstudent oder gar Profimusiker ist.

A.: Wir haben die Leute so zusammengetrommelt.
N.: Die Grundidee war eigentlich gute Musiker zu finden wo es zwischenmenschlich auch gut klappt. Du bist so oft zusammen, du hängst soviel Abende und Wochenenden zusammen, wenn´s da nicht klappt, löst sich die Band recht schnell wieder auf. Es sind eigentlich alles Leute, die wir kennen. Und einige haben wir dann ausgeschrieben und dann haben sich welche vorgestellt.

OZ: Ihr habt also professionelle Musiker in der Band?

N.: Ja, haben wir.

OZ: Sind die denn dann auch richtig mit der "Seele" dabei?

N.: Ja, voll. Also richtige Soul Fans.
A.: Jetzt schon. Wir haben von Anfang an gesagt, wir machen keine Soulband ohne Bläsersatz. Das war das Ding.
N.: Du kannst Soul nicht spielen, ohne dass du die Songs nicht richtig geil findest. Wir waren ein Jahr nur im Keller. Und man denkt, Soul zu spielen ist extrem einfach, klingt alles so einfach…ist es aber nicht.

OZ: Es gab ja so Bands, wie z.B. die Marvelettes, Mirettes… bei denen ist die Herkunft der Namen leicht erklärlich. Warum Kitchenettes? Was heißt denn eigentlich Kitchenettes?

A.: Kitchenettes sind Einbauküchen.

OZ: In der Schweiz, oder was?

A.: Nee, das ist ein englischer Ausdruck.

OZ: Wieder was gelernt.

A.: In den Einzimmerwohnungen in den USA hast du immer Kitchenettes. Und Marvelettes usw. haben dann halt den Anstoß gegeben. Wir haben verschiedene Namen ausprobiert…
N.: …Und am schönsten ist es ja immer noch in der Küche.

OZ: Aber du Andy bist ja jetzt einer der zahlreichen Kerle in der Band, die Kitchenettes sind doch aber nur die Mädchen?

A.: Ach ja, es gibt ja noch die Basement Brothers. Ja, ich bin ein Basementbrother (lacht). Das ist eine Anlehnung an die Funkbrothers, bzgl. eines Filmes, den wir gesehen haben…

Ab hier wird das Saxophon so laut, das man den Rest beim besten Willen nicht verstehen kann.

OZ: Erinnert ihr euch noch an die erste Platte, die ihr hattet?

A.: Meine erste Platte war…..(überlegt eine Weile)….eine schweizerdeutsche Version von "Des Kaisers neue Kleider".
N.:(lacht und lacht und lacht)…, also ich weiß es wirklich nicht mehr.

OZ: Wie darf man sich denn eure Umgebung so vorstellen. Man denkt bei der Schweiz natürlich schnell an Berge, Nadelwälder, Kühe und Schokolade…

A.:…und einen Fluss haben wir…und Brücken….nee. wir wohnen schon recht nah an der Grenze zu Frankreich und Deutschland.
N.: Also es ist jetzt nicht viel anders, als bei euch. In der Nähe von Freiburg, ok.

OZ: Und warum hat es bisher noch nicht geklappt mit einem Gig in Deutschland?

N.: Keine Ahnung. Wir hatten uns bis jetzt wohl nicht recht bemüht. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wer uns für die Summer Safari ausgegraben hat.

OZ: Aber ihr habt doch bestimmt eine CD weggeschickt, oder so.

N.: Nein. Chris D????? macht jetzt das Management für Deutschland. So ist es halt gekommen. Für Deutschland haben wir jetzt einen Booker und den Rest machen wir unter uns.

OZ: Also ist die Summer Safari schon so etwas wie euer Sprungbrett?

N.: Ja.

Erneut ein Aufblühen des Saxophons

N.: Ein Bein möchte ich noch nach Italien stellen. Und in Spanien ist die Szene wohl noch sehr groß. Soul begeistert schon viele, aber wenn du ein No Name bist, ist es schon sehr schwierig.

OZ: Mit einer zehnköpfigen Band sind ehrgeizige Projekte bestimmt schwer zu realisieren. Es wird der ein oder andere wahrscheinlich noch einen Job haben?

A.: Ja schon. Also der Mittwoch ist super heilig. Da wird geprobt. Ansonsten ist es wichtig alles möglichst früh zu planen und unter Umständen erhöht man halt auch den sozialen Druck( lacht).
N.: Für die Summer Safari wussten wir schon sehr zeitig Bescheid.

OZ: Wie darf man sich denn so einen Gig von euch in der Schweiz vorstellen? Man braucht ja schon eine relativ große Bühne.

N.: Das geht auch alles auf kleinen. Wir haben schon auf weniger als 4x4 m gespielt.

OZ: Nach der Summer Safari die Frage an der sich die großen Geister scheiden: Spielt ihr lieber Festivals oder Clubkonzerte?

N: Also hier ist das ja schon etwas Spezielles. Schon ein Festival, da ist eigentlich nur deine Zielgruppe. Da ist so eine so große Bühne schon was Tolles. Clubs haben natürlich immer etwas Familiäres.
A.: Wir wollen live spielen, egal wo. Ich würde sogar in jedem Keller spielen. Ich spiele einfach gerne.

OZ: Wie lange spielt ihr schon?

N.: Zwei Jahre

OZ: Lebt ihr aktuell von Musik?

A.: Ich möchte spielen, weil's mir Spaß macht. Ich mache noch andere Projekte nebenbei wie z.B. Theater. Ich mache lieber das, was mich interessiert und arbeite nebenbei, damit etwas Kohle zum Leben reinkommt. Aber wenn es dann mal für Musik Geld gibt, so dass ich davon leben kann, würde ich wohl nicht nein sagen. (zu N.) Du doch auch nicht, oder?
N.: Nein. Ich studiere und jobbe nebenbei.

OZ: Habt ihr, wo ihr grade diesen alten Sound spielt, mal an Singles gedacht?

A.: Primär standen bis jetzt immer nur Konzerte im Raum.

OZ: Wie sieht es mit Plänen für Platten aus?

A.: Wir haben bis jetzt noch keine gemacht. Bringen aber bald eine auf Rude Attack aus Luzern heraus.

Und abermals bäumt sich das Saxophon auf.

OZ: Gut in diesem Sinne. Einen Schönen Dank für das Interview und viel Spaß noch auf der Summer Safari. Und alles Gute weiterhin.

N.: Danke auch.
A.: Danke

Für das Onlinezine fragten nach: Savage Alex und TrashGordon