The Looney Tunes vs. Kahuna Kawentzmann

Sebastian Hartmann aka Kahuna Kawentzmann erzählt über die inzwischen aufgelösten Looney Tunes und seine Soloarbeit. Dieser Artikel sollte eigentlich in einem Gitarrenmagazin auftauchen, das leider zwischendurch das Zeitliche gesegnet hat. Martin Schmidt hat ihn uns geschenkt, so daß er hier zu späten Ehren kommt: los geht's mit der ganzen (langen) Wahrheit und einer kompletten Discographie:

Sebastian Hartmann, 34 Jahre alt, war Gitarrist der LOONEY TUNES, einer der erfolgreichsten deutschen Surfbands. Neben drei eigenen CD Veröffentlichungen war die Band auf zahlreichen Samplern vertreten, so z.B. auf der 4 CD Box " Cowabunga". Dort konnte man den Song "Desert Bound", eine Komposition von Sebastian Hartmann, neben Klassikern des Genres hören. In internationalen Fanzines stieß die Musik der Hamburger Band auf positive Resonanz. Bei Auftritten auf der Popkomm, im Vorprogramm von Dick Dale und bei Touren durch ganz Deutschland hinterließen die Looney Tunes begeisterte Zuschauer. Leider gibt es die Looney Tunes nicht mehr, doch es besteht Hoffnung! Sebastian Hartmann arbeitet schon an einem neuen Projekt.Erste Songs wurden unter dem Namen Kahuna Kawentzmann u.a. auf dem Mojo Club Sampler veröffentlicht Mehr dazu im nachfolgenden Interview.

MS: Wie bist du zur Musik gekommen, welche Musik hast du als erstes gehört?

KK: Die erste Musik, die ich gehört habe war Country & Western. Meine Mutter hatte eine Platte mit einem Cowboy auf dem Cover und da ich gerne Cowboyfilme geguckt habe dachte ich mir "Die hör ich mir mal an "und das hat mir dann auch gefallen. Da war ich so fünf, sechs.

MS: Wie ging es dann weiter?

KK: Dann ist jahrelang nichts passiert. Der nächste wichtige Einfluß war der Tod von Elvis. Durch die ganzen Berichte im Fernsehen hab ich seine alten Sachen gehört, mir ein paar Elvis Platten gekauft und mir den Rock´n Roll langsam erschlossen.

MS: Also der 70er Rock ist spurlos an dir vorbeigegangen?

KK: Der hat mir damals nicht gefallen. Ich hab das zwar immer im Radio gehört, diese verzerrten Gitarren und so, aber das war nicht meine Vibration.

MS: Wie bist du dann zum Gitarrenspiel gekommen?

KK: Ich habe mit 11 angefangen zu spielen, aber ich hatte nur ganz kurz Unterricht, insgesamt 2,5 Jahre.

MS: Was war das für eine Art von Unterricht?

KK: Mein Lehrer hat mir die ersten Akkorde und die Bluesskala gezeigt. Mehr nicht. Außerdem hat er gemeint, ich solle mir viele Platten anhören und dazu improvisieren.

MS: Und von da an hast du selber weitergemacht?

KK: Danach hab ich völlig autodidaktisch weitergemacht. Genau wie er mir gesagt hat, mit Platten mitgespielt, nach dem Gehör.

MS: Hast du auch Stücke rausgehört?

KK: Das kam später. Solos nachspielen und sowas wollte ich gar nicht. Irgendwann hab ich mir überlegt du gründest eine Band oder steigst irgendwo ein. Die Rock´n Roll Bands in Hamburg wollten Leute haben, die original Buddy Holly Soli spielen und sowas, aber das konnte ich alles nicht. Ich war immer der Meinung, ich spiele meinen eigenen Stil. Irgendwann hab ich dann natürlich doch angefangen Stücke rauszuhören. Wenn man eigene Nummern schreibt, hilft es einem auch, wenn man weiß, wie andere Leute das gemacht haben und richtig in die Nummern einsteigt und das kann man nur, wenn man sie nachspielt.

MS: Welche Musiker waren am Anfang für dich ein Einfluss?

KK: Ein Einfluß war bestimmt Scotty Moore von Elvis, wie er mit seinem Echogerät und seinen Grooves hinter Elvis gespielt hat, fast als Leadinstrument, das war schon ganz geil. Gerne hab ich auch Cliff Gallup von Gene Vincent gehört und Eddie Cochran Bo Diddley hat mich auch ziemlich beeinflußt.

MS: Welche Musik hast du mit deiner ersten Band gemacht?

KK: Mit meiner ersten Band haben wir trashigen Rockabilly gemacht, das ging schon in Richtung Psychobilly. Meteors, Cramps. Das war 1985. Immer schon Instrumentals, aber ich hab auch noch gesungen. Nach ein paar Umbesetzungen haben wir den Stil dermaßen verändert, jeder wollte auf einmal was anderes machen und dann haben wir eine Zeitlang wie ein Schmelztiegel alles verbunden, Ska, Rock´n Roll, Beat. Nachdem wir eine Single gemacht haben sind die Wege aber auseinandergegangen.

bei der Arbeit.

MS: Seit wann spielst du Surf?

KK: Das hab ich dann danach angefangen, 1988 hab ich begonnen mit einem kleinen Fostex X 15 selbst aufzunehmen. Mitmusiker hab ich mir dann 92 gesucht und die ersten Konzerte gemacht.

MS: Lebst du von der Musik?

KK: Vom CD-Verkauf profitiere ich nicht, da bei keinem Album der Break Even erreicht wurde. Ich bin eigentlich Kommunikationsdesigner, sprich ich bin in einer Werbeagentur für die Grafiken zuständig, Art Direction und so.

MS: Seit wann gibt's die Looney Tunes?

KK: 1993 haben wir die erste Platte aufgenommen. Vor zwei Jahren ist es dann auseinandergegangen. Ich hatte eigentlich noch vor, weiterzumachen, aber im Moment ruht es. Ich habe jetzt acht Solonummern fertig, die werden auch nicht als Looney Tunes erscheinen, das ist schon was anderes.

MS: In welche Richtung geht das?

KK: Es ist kein Sixties Surfrock, es basiert auf Surf, aber es klingt auch Easy Listening an, leicht angejazzt groovig, bißchen tanzbar. Ich wollte mit den Looney Tunes eigentlich schon eher in eine tanzbare Richtung gehen.
Viele Leute wissen bei Instrumentalmusik oft nicht genau,was sie tun sollen, wenn man live spielt. Sie wollen schon mitgehen, aber das beste ist, wenn sie einfach tanzen können. Also so, daß die Band nicht die großen Rockstars sind, sondern eher die gepflegte Abendunterhaltung machen für die jungen Leute. Deswegen ist so eine tanzbare Geschichte immer ganz gut bei Instrumentalmusik, weil es halt keine Texte gibt, die man mitsingen könnte.
Es sei denn man hat halt noch so eine virtuose Seite, also da sitzen Leute, die genau interessiert, wie der Gitarrist spielt. Aber das macht dann oft auch nicht viel Spaß, vor solchen Leuten zu spielen. Ja, so Fachpublikum. Obwohl das Fachpublikum bei Surfmusik keine Musiker sind, sondern eher leidenschaftliche Plattensammler, die das schon seit Jahrzehnten hören und die dann eher drauf achten, ob der Sound stimmt, aber je freier man spielt, umso problematischer ist das dann für sie. Normalerweise ist ein Virtuose jemand, der frei ein Genre ausfüllen kann, und das ist für die gar nicht so das Ding, die wollen es so hören, wie sie es gewöhnt sind.

MS: Wie kam es denn zu eurem ersten Plattenvertrag? Habt ihr viele Demos verschickt?

KK: Nein. Nach unserer ersten Single mit der Rockabilly Band hab ich mir gesagt, jetzt mach ich nur noch den Sound, den ich machen will und da hab ich schwarz gesehen, also gar keine Demos verschickt. Die Single von meiner ersten Band hab ich noch an Labels geschickt und als es dann auseinander gegangen ist, hab ich gesagt, mit Demos das lasse ich jetzt, ich vermarkte das selber und hab die Cassetten einfach an die einschlägigen Fanzines geschickt. Bei einer der ersten Auftritte mit der Surfformation kam dann schon Thomas Ritter von String Records und hat uns gefragt, ob wir eine Platte machen wollen. Wir waren der zweite Act, den er auf String haben wollte, vorher hatte er nur eine Rockabilly Single gemacht, mit einer Hamburger Band.

MS: Erschien die erste Platte also zuerst auf Vinyl?

KK: Genau. Und GeeDee hat das dann im Laufe des nächsten Jahres die CD lizensiert.

MS: Habt ihr auch weiterhin Vinyl Platten veröffentlicht?

KK: Ja, wir haben alle drei Alben als CD und Vinyl veröffentlicht. Surf war die Hardcore Vinylhörer Szene, das gehörte dazu, man musste es auch auf Vinyl rausbringen.

MS: Wie sah denn die Besetzung der Looney Tunes aus?

KK: Die Grundbesetzung waren Gitarre, Bass und Schlagzeug. Von Platte zu Platte hat sich das dann auch mal verändert, wir haben auch mal ne Tour mit Orgel und Percussion gemacht.
Am Anfang, bei der ersten Platte waren es Ulf Rehwagen am Schlagzeug und Kai Garbrecht an der Rhythmusgitarre bzw. Bass und ich an der Gitarre. Bei der zweiten kam dann Thomas Ritter am Bass und Chara Ganotis am Schlagzeug dazu. Irgendwann ist dann Kai ausgestiegen, so das wir wieder ein Trio waren. Thomas Ritter ist vor der letzten Platte ausgestiegen, für ihn kam Torsten Seif dazu.

MS: War das mehr ein Gemeinschaftsprojekt oder hattest du die Fäden in der Hand?

KK: Da hatte ich schon die Fäden in der Hand.

MS: Du hast dir also immer neue Musiker gesucht, die mit dir spielen wollten?

KK: Ja, das hat sich immer ganz gut ergeben. Trotzdem hatte ich dann irgendwie keinen Nerv mehr darauf, als Chara und Torsten zusammen ausgestiegen sind, neue Leute zu suchen. Da bot sich niemand an, alle Leute, die in Frage gekommen wären vom Stil und wie gut sie spielen können, waren in anderen Bands und das wollte ich nicht mehr, daß Leute sich splitten müssen zwischen Looney Tunes und anderen Bands.

MS: Wie war denn das Interesse an eurer Musik in Deutschland und international?

KK: Das war ganz gut. Also die erste Platte wurde im Sommer 93 aufgenommen, im Februar 94 erschien sie und in diesem Jahr kam Pulp Fiction in Amerika raus. Anfangs war das dann noch mehr so ein Geheimtip, aber dann erschien der Pulp Fiction Sampler, plötzlich wurden überall Pulp Fiction Parties gemacht, mit Surfmusik, und dann haben sie uns dafür gebucht. Das kam uns gut in den Kram, kann man nicht anders sagen, denn sonst hätten wir nur diese eingeschworene Gemeinde gehabt, weil alle anderen Menschen bei Surf an die Beach Boys denken und total sauer gewesen wären, wenn wir was ganz anderes machen.

MS: Hattet ihr viel Presse?

KK: Naja, es hätte mehr sein können. Die üblichen Konzertankündigungen und ab und zu Plattenbesprechungen. In Fanzines und kleineren Magazinen. Es war jetzt nicht so, daß die Presse uns weitergeholfen hätte, das kann man wirklich nicht sagen. Wenn Surfmusik im Großen behandelt wurde, dann wurde das immer sehr aus der 60er Jahre Perspektive betrachtet oder was neu aus Amerika kommt. Die Deutschen hatten sie nicht so auf dem Zettel.


MS: Gibt es noch andere Bands in Deutschland, die ähnliche Sachen machen wie ihr? Gibt es da Kontakte?


KK: Es gab in Hamburg noch die Naico Bumps, die aber nur Vinyl gemacht haben. Dann gabs noch die Surfivors, die Astronauts aus Bielefeld und die Fenton Weills, von denen hab ich aber bis heute noch nie eine Platte gesehen.

MS: Welche Ziele hast du mit deiner Musik in nächster Zeit?


KK: Ich will möglichst schnell mein Solo Album fertig kriegen, ich muß noch vier Nummern schreiben.

MS: Du nimmst jetzt alles selber auf, auch Schlagzeug und Bass?

KK: Ja. Für das Schlagzeug nehme ich entweder Loops von alten Platten oder ich programmiere. Da brauche ich dann aber drei Wochen, bis das Schlagzeug steht. Das soll sich wirklich anhören wie ein echter Schlagzeuger. Elektronische Musik ist mir eigentlich zuwider. Ich habe mit Aufnehmen auf dem Computer, also Hard Disc Recording, angefangen, um Arrangements fertig zu haben und es dann irgendwann richtig zu machen. Dann hab ich festgestellt, welche Möglichkeiten da drin sind und hab es ein bißchen ausgebaut, so daß ich es rausbringen würde. Das kriegt man echt hin. Ich hab mich schon immer mit Recording beschäftigt. Als ich angefangen hab Gitarre zu spielen, hab ich gleichzeitig auch angefangen Aufnahmen zu machen mit zwei Cassettenrecordern im PingPong verfahren.

MS: Wie bist du denn als Deutscher zur Surf Musik gekommen?

KK: Durch die ganze Rock´n Roll Szene. Irgendwann hatte man einen Plan, was Rock´n Roll ist, was Rockabilly ist, was Doo Wop ist, Rhythm & Blues und so. Dann hat man sich immer weiter die ganzen Verästelungen angeguckt und bei Surf bin ich dann irgendwie hängengeblieben. Das hat mich am meisten fasziniert. Vorher hat mich der Psychobilly fasziniert, aber nur ganz bestimmte Sachen, Cramps, Meteors. Die Stray Cats waren auch ziemliche Helden für mich, so Neo Rockabilly Kram, aber als das dann irgendwie durch war, hat Surf für mich persönlich die Überhand gewonnen. Das ging schon Mitte der 80er los, daß ich viel Surf gehört hab.

MS: Du hast das über Platten kennengelernt?

KK: Ja, nur Platten. Ich hab auch ganz lange nur alten Surf gehört, da mochte ich diesen neuen Surf - Jon & the Nightriders, Raybeats und so- überhaupt nicht. Aber irgendwann gab es dann nur noch so wenig alte Platten im Handel oder auf Sammlerbörsen, daß ich mich auch langsam in den neuen Sound reingehört hab. Das war auch ziemlich wichtig, weil sonst hätte ich nie gedacht, daß ich das selber auch machen würde, wenn ich nicht geschnallt hätte, daß man das heute immer noch gut machen kann.

MS: Was fasziniert dich an der Musik?

KK: Schwer zu sagen. Eigentlich ist es gegenüber anderen Rock´n Roll Stilistiken sehr simpel. Die einzelnen Songs sind in sich sehr simpel, aber es ist von Song zu Song halt sehr frei, finde ich. Es ist rhythmisch frei, es ist harmonisch relativ offen, es gibt diverse Skalen, also die Flamenco Skala wird im Rock´n Roll nie benutzt, nur in der Surf Musik z.B. Oder ganz orientalische Sachen, ich weiß jetzt nicht wie die Skalen offiziell heißen, aber es gibt Skalen, die sind im oberen Register Moll und im unteren Register Dur. Das fand ich schon bei Psychobilly interessant, aber bei Surf ist das noch konsequenter. Das man eine ganz andere Haltung ausdrücken kann. Wenn man nur mit klassischem Dur und Moll arbeitet, das gibt einfach nicht soviel her. Surf ist einfach viel offener von der harmonischen Struktur.

MS: Es lief bei dir eigentlich nur über die Musik, nicht über die Surf Lebenseinstellung? Interessierst du dich z.B. für Surfen?

KK: Ja klar. Aber ich weiß nicht, ob es da wirklich einen Zusammenhang gibt. Skateboardfahren z.B., das ist auch so ein Ding. Skaten ist entstanden mit diesem Surfboom in den 60er Jahren, als alle Leute angefangen haben Wellen zu reiten in Kalifornien und dann haben sie sich irgendwann Skateboards gebaut. Und das mach ich ja auch schon seit ich zehn bin, also 1976 hab ich damit angefangen, aber ich habe das nie im Zusammenhang mit irgendeiner Musik gesehen. Als ich dann auf Rock´n Roll eingestiegen bin, hab ich das Skaten ziemlich weit in den Hintergrund treten lassen. Irgendwie denkt man auch, das passt jetzt alles nicht, man muss jetzt konsequent seinen Lifestyle durchziehen, aber irgendwann hat es dann doch wieder gepasst. Wellenreiten mach ich ja auch und so, passt schon alles ganz gut. Der Sound passt auch gut in den Lifestyle, wobei die Wellenreiter Szene ja auch nicht so homogen ist, wie man sich das vorstellt. Es gibt da auch Leute, die hören Grunge oder Hip Hop, oder Trip Hop und solche Sachen.

tool time...

MS: Welche aktuellen Bands hörst du denn bzw. kannst du empfehlen?

KK: Laika & the Cosmonauts aus Finnland. Die haben sehr surfig angefangen, haben sich aber ein bißchen avantgardistischer entwickelt. Die haben immer noch die Elemente drin wie früher, aber auch noch ganz viel anderen Kram. Manchmal klingt es ein bißchen dubbig oder acidjazzig, aber es ist immer noch die alte Besetzung. Live rocken sie auch immer noch irgendwie.
Jon & the Nightriders, immer noch, auch live, unglaublich.
Man or Astroman, zähl ich eigentlich auch nicht zu Surf, aber viele zählen sie dazu. Sind auch live ziemliche Granaten. Dann gibt's noch eine Band aus Luxemburg, die hab ich quasi entdeckt. Sie haben mir mal eine Single geschickt und dann hab ich denen ein ganzes Album abgemischt, das sie im Übungsraum aufgenommen haben, die sind auch lustig. Die heißen Surf me up Scotty. Die Vibration ist 100% Surf, obwohl sie jetzt nicht so 60er jahremäßig spielen. Die gehen da irgendwie neu ran, die haben einen neuen Ansatz, das finde ich ziemlich interessant. Das sind überhaupt keine Virtuosen, eher so Trash, aber mit guten Ideen. Sie sind sehr atmosphärisch, was ich bei Surf immer sehr wichtig finde. Egal wie gut man spielt, solange man atmosphärisch spielt und atmosphärisch die Songs aufbaut, ist das schon die halbe Miete und das machen die halt.

MS: Kennst du amerikanische Bands wie Slacktone?

KK: Ja, das ist ein Nebenprojekt der Nightriders. Quasi Jon&The Nightriders ohne Jon (John Blair: sehr guter Surfgitarrist und Surf Historiker). Da kann man hören, wie gut die Leute sind, daß sie ohne ihren Boss solch advancede Musik machen. Es ist um einiges weniger traditionell als die meisten Bands diese Alters. Hier muß man noch die Mermen, die Insect Surfers, die Waterdogs und die Sandblasters erwähnen. Die haben alle nur bedingt 60s Anklänge, sind aber hervorragende Surf Bands.

MS: Was hältst du von dem Retrophänomen? Es gibt gerade in Deutschland eine Szene, in der dieser Retrogedanke sehr gepflegt wird.

KK: Ja, letzten Endes Retro oder nicht Retro....Für Leute, die in der Spex schreiben, ist alles, wo eine Gitarre dabei ist, Retro. Und wie authentisch etwas ist,...Ein eigener Stil ist immer etwas authentisches. Etwas, was nur dieser Musiker so machen kann oder als erster gemacht hat, das ist authentisch. Man kann sich sehr einschränken, wenn man versucht zu spielen wie irgend jemand anderes 1963 oder 1936 gespielt hat. Das macht die Musik nicht unbedingt besser.

MS: Wie erreicht man den Surfsound? Ist es das Equipment oder die Spieltechnik oder beides?

KK: Es ist eine Kombination aus beidem. Wenn man es amtlich machen will, braucht man schon das richtige Equipment, aber die Spieltechnik ist auch sehr wichtig. Ohne die nützt das beste Equipment nichts.
Dieser Dick Dale Stil z.B. ist sehr energiereich. Rein physikalisch muß man die Gitarre sehr stark bearbeiten, sehr intensiv.

MS: Was ist denn die Grundausstattung für den Surfsound?

KK: Eine Single Coil Gitarre ist eine Grundvoraussetzung. Es muß eine helle, klare Gitarre sein mit viel Anschlag und da bietet Fender sich ja an. Wichtig ist auch ein Vibratosystem, daß man mit dem Hall zusammen diese Schwebungen erzeugen kann. Bei Verstärkern bin ich eher der Freund von kleineren, ich mag nicht diese 200 Watt Anlagen. Ich selbst benutze eine 65er Fender Jaguar, ein Kendrick Hallgerät und einen Fender Bandmaster von 1964.

MS: Glaubst du, daß Gitarren und Amps früher besser waren, oder liegt es nur daran, daß heute die Art von Gitarren und Amps nicht mehr produziert werden, weil die Leute einen anderen Sound wollen?

KK: Also ich denke, heute gibt es mehr gut spielbare Gitarren, aber früher gab es mehr gut klingende. Ich weiß nicht was die Faktoren sind, ob die Hölzer besser abgelagert oder getrocknet wurden, oder was das Geheimnis ist, aber früher gab es mehr Exemplare, die eine gewisse Magie hatten, so einen gewissen perlenden oder funkelnden Klang.

MS: Danke für das Gespräch!

Martin Schmidt

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