Hamburg Soul Weekender -
Freie Stadt! Schöne Menschen! Lässiger Sound!

 

Hamburg ist immer wieder eine Reise wert. Ein besonders schöner Anlass bietet sich dieses Jahr am verlängerten Einheits-Wochenende zum Hamburg Soul Weekender. Wir haben den Organisatoren ein paar Fragen aufgetischt und im folgenden könnt Ihr ihre hanseatisch vornehmen Antworten im O-Ton nachlesen.

 

Onlinezine: Zum wievielten Mal findet der Hamburg Soul Weekender eigentlich in diesem Jahr statt?

HHSoul Ralf: Der Hamburg Soul Weekender findet in dieser Art zum zweiten Mal statt.

Onlinezine: Welche Sachen haben bei Euch in der Vergangenheit schon sehr gut funktioniert und was habt Ihr Euch vorgenommen in diesem Jahr besser zu machen?

HHSoul Ralf: Es ist natürlich immer etwas schmierig, seine eigene Veranstaltung zu loben, aber im letzten Jahr hat wirklich alles funktioniert, was wir uns vorgenommen hatten. Das letzte internationale DJ Line-Up mit Dave Rimmer, John Weston, Dave Thorley und den ganzen anderen traf genau den Geschmack der etwa 1.300 Gäste. Die drei Floors (Northern Soul, Modern und R`n`B) waren an beiden Abenden gut gefüllt und wir erhielten, insbesondere durch die etwa 60 englischen Soulies, die extra zum Weekender anreisten, eine überwältigende Reaktion und viele Dankschreiben. Die meisten von denen haben erneut Tickets geordert und konnten weitere Leute zur Reise nach Hamburg begeistern.
Wir begrüßten Gäste aus 8 europäischen Ländern und es kamen Skinheads, Scooterboys, Hooligans, Ultras, Mods (der älteste war 56 und kam extra aus Nottingham), eine ganze Menge Soulies aus ganz Deutschland, das ganze `Soul-Nachtvolk` aus Hamburg und Umgebung und eben auch viele etwas ältere Gäste, die alle begeistert zur Musik herumtanzten. Es gibt eine alte Doku über das Wigan Casino auf der Billy Whizz als 15jähriger herumakrobatet. Dieser tanzte mit seinen 50+ Jahren die ganzen jungen Soulies immer noch in Grund und Boden.
Wir hatten natürlich großes Glück mit dem Wetter, wodurch der Alldayer im ehemaligen Riverside 5 sehr gu t besucht war und alle in der wärmenden Sonne vor und in dem Laden abhingen, Platten verkauften, tranken und Musik hörten. Die Leute aus halb Europa waren sehr relaxed und obwohl alle 2 Nächte durchgetanzt hatten, war die Stimmung auf der MS Hedi Bootstour am Sonntag absolut genial.
Wenn Du im Oktober bei Sonnenuntergang im T-Shirt mit Gleichgesinnten durch den Hafen schipperst, können auch gestandenen Soulies um die 40 schon einmal Tränen über die Wangen laufen, wenn Jimmy Radcliffes `My Ship is comin` in` aus den Boxen dröhnt. Das einzige, dass etwas störte, waren technische Probleme auf dem Modern Soul floor am Freitag. Diese wird es in diesem Jahr aber nicht geben. Weiterhin werden wir den R`n`B floor und den Modern floor am Samstag tauschen, da eben mehr Leute auf alte Musik stehen, als auf 70`s Soul und somit auch mehr Platz zum Tanzen zur Verfügung bekommen sollen. Ansonsten wirst Du uns auf der MS Hedi am Sonntag mit einem fetten Grinsen treffen, wenn der Weekender wieder so absolut harmonisch verläuft, wie in 2007.

Onlinezine: Hamburg hat ähnlich wie München das Problem, das es für die eine Hälfte Deutschlands viel zu weit ist. Warum sollte man dennoch hunderte Kilometer in Angriff nehmen um in diesem Jahr bei Eurer Veranstaltung dabei zu sein?

HHSoul Ralf: Hamburg hat neben der eigentlichen Veranstaltung natürlich sehr viel zu bieten, auf das ich nicht weiter eingehen muss. Wir wissen z.B. von einer Menge Leute aus Aachen, die den Weekender mit dem Heimspiel von St.Pauli gegen Alemannia verbinden. Das DJ Line-Up unterscheidet sich von vergleichbaren Hamburger Veranstaltungen, da wir z.B. mit Butch einen der unumstritten besten Rare Soul DJ`s auf diesem Planeten zur Reise nach Hamburg bewegen konnten. Alleine seine Sets lohnen die Anreise, da er mit seinen tanzbaren, ultrararen Singles einfach ein Feuerwerk abbrennt.
Mit Marc Forrest (Hip City Soul Club Berlin), Osi Celik (Nürnberg Soul Weekender) und Carsten Fox (Paderborner Hooligan) sind weitere DJs vertreten, die aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen und jede Tanzfläche glücklich machen. Wir geben aber eben auch jüngeren DJ`s eine Chance. So legt mit Baster jemand auf, der weniger in der deutschen Soul Szene, als im Hamburger Nachtleben bekannt ist und eine geniale R`n`B Sammlung hat.
Weiterhin finden wir es wichtig, dass auch die weiblichen Plattendreherinnen nicht vergessen werden. Mit Simone Schneider von www.puresoul.de und Malayka aus England, die auch den Bamberger Weekender organisiert, über den es gerade einen großen Bericht im Sounds vom Rolling Stone gab, sind wir da auf der sicheren Seite, weil die beiden den männlichen Plattenlegern in nichts nachstehen.
Die Mischung macht es eben und durch die drei Floors, kann sich jeder Gast seine Lieblingsmusik aussuchen. An dem Wochenende im Oktober kommen eben Leute aus ganz Europa zu uns, die das zu schätzen Wissen und wir gelten bei den alten Soulies aus England als `Hot Shit`. Ihr braucht euch hierzu nur einmal das Feedback zu 2007 auf unserer Website durchlesen, um zu erahnen, wie nett es im letzten Jahr war.
Weiterhin bieten wir den Leuten mit dem Alldayer, der diesmal in der Hamburger Botschaft in der Nähe des Millerntor Stadions stattfindet und der Bootstour am Sonntag, wieder ein nettes Rahmenprogramm. Kommt einfach vorbei und macht euch selbst ein Bild...im letzten Jahr hat es jedenfalls keiner der Gäste aus München, Frankfurt, Bamberg, Nürnberg etc. bereut, die Reise auf sich genommen zu haben. Ansonsten sind wir es ja, die immer weit fahren müssen (Nürnberg und Bamberg Weekender etc.) und auch immer mit über 20 Leuten vertreten sind...jetzt können die anderen eben mal von uns verwöhnt werden.

Onlinezine: Tendenziell sind nach meiner Erfahrung immer die Veranstaltungen am erfolgreichsten, die neben dem üblichen Szenepublikum auch in erster Linie viele Studenten anziehen. Wie ist das bei Euch mit Stylepolice vs. Ausdruckstanz?

HHSoul Ralf: Ich bin seit über 20 Jahren in der Soul-Szene unterwegs und mittlerweile ist es mir vollkommen egal, wie Leute sich kleiden, welche Jugendkultur sie leben und was sie sonst so machen. Solange sie auf den Weekender kommen, um zu tanzen, zu feiern, um die Musik zu genießen und Spaß zu haben, ist mir das recht. Meinetwegen können die im Jogginganzug aufschlagen, solange sie das, was die DJs ihnen an den Abenden geben, zu schätzen wissen. Auf dusseliges Studentenvolk, das sich nur neunmalklug amüsieren will, behämmerte Tänze vorführt und Erwachsenen auf den Wecker fällt, können wir gut verzichten. Die waren im letzten Jahr aber nicht vertreten und die meisten Leute bei uns kommen aus der Szene und sind wirkliche Soulliebhaber. Ich spreche da auch als mittelmäßiger Mittelschüler der frühen 80er Jahre: "Gymnasiasten aufs Maul"!

Onlinezine: Dem ist wohl nichts hinzuzufügen...
Der Termin und so weit ich weiß auch das Line-Up Eures Weekenders steht seit Monaten fest, ab wann beginnt eigentlich die heiße Phase und wieviel Leute braucht es für die Organisation und die Werbung?

HHSoul Ralf: Wie oben erwähnt, organisieren wir das Teil zu zweit. Mit Jan habe ich den idealen Partner gefunden, da er A) aus der Ur-Modszene Hamburgs kommt, B) durch seinen Job als Booker und Veranstalter im Hafenklang die Erfahrung und das Organisationstalent mitbringt, C) ein absoluter Soulfan ist und D) ich in seiner Gegenwart einfach nie ernst bleiben kann, weil er ein noch größerer Spinner ist als ich.
Wir machen den Weekender ja eigentlich `nebenbei` und es ist natürlich schwer, das Privatleben, den Job und die Veranstaltung unter einen Hut zu bringen...aber wir bekommen das irgendwie immer hin. Die einzige Unterstützung kommt eigentlich von Kerstin Holzwarth, die uns die Internetseite erstellte und die Flyer/Poster/Aufnäher designte. Da Kerstin mein Liebchen ist, bleibt das ganze eh in der Familie.
Die anderen Hamburger Soulies sind alles alte, faule Säcke, die bei uns auflegen, ihre Gage kassieren und uns das Bier wegtrinken...aber organisieren wollen die nichts...und wir haben sie trotzdem alle lieb. Um es kurz zu machen...wir arbeiten das ganze Jahr an dem Weekender und stecken da wirklich viel Herzblut und Geld hinein. Wir versuchen das Ding eben als DIY Projekt durchzuziehen und greifen überwiegend auf Werbepartner zurück, die selbst aus der Szene kommen, d.h. nicht nur aus der Soul-, sondern auch aus der Punkrock/Kneipen Szenerie Hamburgs.

Onlinezine: Viele Leute reden derzeit von einer anderen Hamburger Veranstaltung eine Woche vorher, die Rede ist von der Kings & Queens Sea Cruise. Ist es Absicht oder blöder Zufall, dass zwei Veranstaltungen dieser Größe an zwei aufeinander folgenden Wochenenden in derselben Stadt sind, zumal sie sich in etwa an dasselbe Publikum richten?

HHSoul Ralf: Obwohl Hamburg ja ziemlich groß ist, kennen sich in der Szene natürlich alle. Ralf und Alex nutzen ein Wochenende an dem keine andere, größere Geschichte in Planung war...gut so. Hier gibt es so viele Feierwillige, die eh jedes Wochenende auf Tour sind, das wir uns da nicht ins Gehege kommen. Ich muss eure Leser entäuschen, wenn sie auf blutrünstige Rivalitätengeschichten gehofft haben. Die beiden stecken in ihre Veranstaltungen ebensoviel Herzblut wie wir und haben den K`n`Q-Sea Cruise ja relativ klein angelegt (MS HEDI + Indra, in das ja nicht mehr als 350 Gäste gehen). Das passt schon alles und ich wünsche den beiden viel Erfolg mit ihrem Teil.
Natürlich überschneidet sich das Publikum, obwohl die beiden doch etwas stärker auf die Mod/Skinhead-Szene hinarbeiten, als auf die Rare Soul/Northern Soul Fanatiker. In den 80er Jahren gab es in Hamburg nur die Veranstaltungen von Olaf Ott und Leif Nüske (FAB Records) die stets gut waren...aber heute ist es viel besser, weil hier eine Unmenge von jüngeren (und älteren) DJs am Start sind, die selbst etwas veranstalten! DIY kann man doch nur unterstützen. Mit diesem Platzhirschverhalten kann ich nichts anfangen und ich hoffe, dass immer neue Leute hinzukommen, die von der Musik irgendwann genauso besessen sind wie die alten Spinner.

Onlinezine: Yes Sir !! Hey Ralf, danke für die ausführlichen Antworten und wir freuen uns schon sehr auf die Party! Also, auf gutes Gelingen!!

 

Für das Onlinezine fragte nach: Savage Alex