Die wunderbare Welt der Gebärdensprache - Teil 2

Unser freier Mitarbeiter, der alte Haudegen und dirty old man from Vorstadt, Meia hat, wie wahrscheinlich so einige von Euch wissen, vor einiger Zeit schon fast nackt vor seinen Schöpfer treten müssen. Doch statt ins ewige Jenseits zu verschwinden ist er in das Reich der Stille eingetreten und muss sich nun mit ganz neuen Problemstellungen herumschlagen. So z.B. das für den gesunden Menschen selbstverständlich zu bestehende Abenteuer Kommunikation. Lest hier, welche Dinge ihm auf dem Weg zurück zu einem Stück Normalität widerfahren sind.

14.04.05
Neuer Versuch, neues Glück. erneut Grammatik, Wiederholungen und Mimik. Gerade letzteres sorgt für Schwierigkeiten, denn bereits als Kind verinnerlicht möglichst keine Emotion zu zeigen. Aber es geht. Komme besser zurecht, kapiere wohl langsam die Grundlagen und beteilige mich verstärkt, es bleibt schwierig, da fehlendes hören Hilfestellung nicht fördert, optische hilfsmittel nur rudimentär eingesetzt werden und der unterricht in Gebärdensprache stattfindet. Assoziationen zu einem Buch mit dem Titel "so lerne ich lesen" wollen nicht weichen. Am ende ein lob von der Dozentin. Das motiviert mich. Damentoilette schon Teil meines Lebens. Hauptsache pissen. Zu hause lese ich in dem Schmöker "tcp/ip in der Praxis". Damit sind keine Arztpraxen gemeint.

21.04.
Der achte akt. Auffällig: die Dozentin reicht einer Mitschülerin ein buch aus dem sie einen abschnitt vorlesen soll. Da ich dieses buch nicht besitze und nicht hören kann komme ich mir sehr isoliert vor. Es ist wie immer, wenn ich nicht weiß worum es geht bleibe ich außen vor. Ansonsten würde ich meine eigene Leistung bezüglich Verstehens als gut bezeichnen, merklich über dem durchschnitt. Die Notwendigkeit von Mimik sehe ich ein, kein Thema, aber ich habe Schwierigkeiten Emotionen zu zeigen. Hieran muss ich arbeiten. Pinkeln wie immer, keine besonderen Vorkommnisse.

28.04.
Neunte stunde. Hurra, zum letzten male einstellig. Schon wieder vorlesen, ich nix verstehen, aber es ist der einzige Wermutstropfen in einer Unterrichtseinheit die ich ansonsten als gelungen bezeichnen würde. Knüpfe an die Leistungen der Vorwoche an, anscheinend ist der Groschen gefallen. Im Anschluss wieder Damentoilette, nehme sie als solche gar nicht mehr wahr, eher erscheint mir diese zunehmend als Oase in der wüste.

12.05.
Wieder praktische Grammatikübungen. Ich weiß dass diese am Anfang besonders schwierig sind aber auch um die Nötigkeit ihrer, sie muss unbewusst und wie aus dem Effeff heraus beherrscht werden. Das wichtigste jedoch ist dass ich verstehe und mir nicht mehr wie ein überflüssiges Anhängsel vorkomme. Diesmal ist der drang Wasser zu lassen weniger groß als sonst, diesmal sogar erster stock, Herrenklo, diesmal sogar Pissbecken. Welch ungeahnter Luxus!

19.05
in der vorletzten stunde geht es hauptsächlich um die Zeiten von Sätzen innerhalb der Grammatik der Gebärdensprache, eine wichtige Information wie ich finde und die für das Verständnis vonnöten ist. Ich erfahre, dass Zeiten vor den Hauptwörtern genannt werden, zwar logisch wenn man sich mit Gesten ausdrücken muss, in Lautsprache würde sich ein korrekter Satz allerdings wie das Gebrabbel eines irren einhören. Am ende werden Karten gespielt, ein Gebärdenspiel dass das lernen fördert. Bei beginn tue ich mich schwer, da ich außer Maumau kein Kartenspiel beherrsche, dann blicke ich durch und bin als erster fertig. Vorteil wenn man gewohnt ist zu schauen und versucht sich alles zu merken. Zum Abschluss wie immer Damentoilette, langsam ein vertrauter ort, oder auch nicht, denn ich freue mich dass ich diesen nur noch einmal aufsuchen muss.

02.06.
Das letzte mal. Hauptsächlich Kartenspiele, zwar ein nicht von der hand zu weisender Lerneffekt aber trotzdem will der Eindruck nicht weichen es in erster Linie mit einem Lückenfüller zu tun zu haben. Resümierend kann ich sagen, dass der Kurs für mich seinen sinn erfüllt hat, die Grundlagen der Kommunikation mittels Gebärdensprache sind mir bekannt, zwar kenne ich nur eine begrenzte Anzahl von gebärden aber diese lernt man automatisch durch praktische Übung. Hauptsache verstehen. Nachher ein letztes Mal Damentoilette. Pinkel wie immer im stehen, bin ich so gewöhnt. Nur nicht das schlechte gewissen beim pissen. Na ja, finale. Damentoil
ette, ich werde dich nicht vermissen.

 

The Meia