Deutschpunk goes Punkrock

Die Eifeler Punkband Popperklopper gibt es nun seit 10 Jahren. In dieser Zeit hat sich viel entwickelt: aus der Schülerband mit Keyboard und Coverprogramm wurde eine begehrte Deutschpunkband. Inzwischen gehen Popperklopper neue, rockigere Wege und erobern sich damit neue Hörer, ohne sich oder ihren alten Fans untreu zu werden. Von der Schwierigkeit, in der Südeifel Punk zu machen, erzählt die Bandgeschichte, die mir von Strahl (Schlagzeug) notiert wurde.

1989 formierte sich die sechsköpfige Band Popperklopper (damals noch mit Keyboards!). Da in der Eifel nur Bands existieren, die Mainstream-Zeux coverten oder spielten, wollte man einfach etwas anderes machen. Der Name war ein Protest gegen diese Normalos oder damals halt noch Popper. Wir persönlich finden diesen Namen nicht so toll, haben ihn aber beibehalten. Einmal, weil es der Gründername ist und zum zweiten, da er sich gut merken läßt. Man spielte damals auf Grillhüttenparties und coverte fleißig Sachen von Sex Pistols, Die Toten Hosen, Iron Maiden und anderen (was für eine Mischung, das scheint der Südeifelcocktail zu sein). Kurze Zeit später kam Felge dazu. Er hatte vorher ein bißchen Gitarre gespielt, die Band brauchte allerdings einen Basser. Also griff er sich den uralten Bass seiner Schwester und los ging´s.

Um 91/92 wurde der Schlagzeuger gekickt. Also setzte ich mich an die Drums und versuchte mein Glück. So hatte sich dann die endgültige Besetzung gefunden: Carsten (Gesang/ Gitarre), Felge (Bass/ backings) und ich (Strahl; Schlagzeug und backings).

Nun begannen wir, eigene Stücke zu schnitzen. Die Gigs waren weiterhin recht spärlich gesät, da es in der Eifel weder eine Szene noch Auftrittsmöglichkeiten gibt. Es war nicht einfach: auf Feten zu spielen war zwar immer lustig, aber den Leuten ging der Punk nicht ab! Da mußte halt zwischendurch immer wieder mal Die Toten Hosen oder Dimple Minds angestimmt werden und es war alles wieder in Butter.

Auch proberaumtechnisch war es problematisch: in der Eifel gibt es nicht so viele Möglichkeiten. Im allgemeinem waren das Schweine- oder Kuhställe. da die Proben immer etwas lauter waren und zudem oftmals in Sauf- Orgien ausarteten, blieb man nie lange in einem Raum. aus einem Raum flogen wir, weil zwei Freunde mitten in der Nacht total dicht da einsteigen wollten, um zu feiern. dazu leuchteten sie sich mit Feuer und verständigten sich lautstark. Der Bauer fand das nicht wirklich cool, da er dort zentnerweise Stroh gelagert hatte. Den eigentlich geilsten Raum haben wir selber heruntergewirtschaftet. Das war ein Ferienholzhäuschen. Da gingen dann die exzessivsten Feten ab und im Endeffekt mußten wir den Laden dann abreißen, was allerdings auch ´ne geile Fete war.

Liebe Vermieter von Proberäumen in der Eifel: laßt Euch dieses Bild eine Warnung sein!    

Im Oktober ´94 wurden dann die ersten Aufnahmen beim Kultursyndikat in Bitburg gemacht. Die waren zwar ultraschlecht, aber das erste 10-Song Demo war fertig. Die 100 bis 150 Stück waren dann recht schnell vergriffen. Die Teile haben wir an diverse Labels geschickt. Die erste Reaktion kam von Knut (Kadaver Records). er nahm „Frust" für den „Irokäse Vol II" Sampler, der ´95 erschien. Danach meldeten sich Höhnie und Nasty Vinyl. Sie meinten, sie wären von den Songs begeistert, allerdings würden sie uns empfehlen, neue Aufnahmen zu machen. da wir aber keine Kohle und keinen Bock mehr hatten, ins Studio zu gehen, nahm uns unser Kumpel Dealo direkt im Proberaum auf. Das war scheißkalt: es fand

in einem undichten Schweinestall statt. Diese Aufnahmen schlugen dann richtig ein. Höhnie nahm „Das deutsche Heer" und „Perverse Welt für seinen Sampler „Sicher gibt es bessere Zeiten..." und Nasty schickte uns im Januar 1996 nach Hannover in die Lost & Found Studios. Dort nahmen wir die „Kalashnikow Blues" und „When the troops..." auf. War ´n hartes Wochenende. Die nächte immer durchgemacht und 17 Stücke in 2½ Tagen eingespielt. Am zweiten Tag kam Nico, der Knöpfchenmann so zwischen 10 und 11 rein und freute sich, das Carsten schon wach sei. Doch der wollte sich gerade erst hinlegen.... Deshalb schlief er auch ein, als Nico seine Gitarre stimmte. Die Jungs von Lost & Found waren nicht sehr angetan von uns. Zitat: „Wo sind die asozialen Punks schon wieder?"

Ende Sommer gingen wir dann mit den überaus genialen CONTEMPT aus England auf Tour. das war Spaß und Party pur. Die Briten waren sehr geil drauf, wenn sie auch mit dem deutschen Straßensystem nicht so gut vertraut waren. In Schweinfurth wartete Keith ca 20 Minuten vor einer roten Ampel, bis er raffte, das es eine Parkhauseinfahrt war. Trotz einiger Reibereinen und Streß war man ziemlich traurig, als die Tour dann vorbei war.

Anfang ´97 ging es dann wieder nach Hannover, diesmal allerdings in die G-Force Studios, aber wieder mit Nico. Diese Aufnahmen waren nicht weniger hart, als die letzten. Wir bekamen noch Besuch von Freddy (Na Und?), Peter Punk und Woytek. Diesmal spielten wir 28 Songs ein. 16 für die zweite Platte „Wer sich nicht wehrt...", 4 für die Split-10" mit Anfall und den Rest für Sampler.

Ende Sommer ging es dann wieder auf Tour. Diesmal mit Ad Nauseam und Höhnie. Also war Spaß garantiert, den wir dann auch hatten: Höhnie trug sehr zur Belustigung bei. zum Beispiel, als er auf einer Gebirgsstrasse in der Schweiz von einem Mofa überholt wurde oder als er der Meinung war, für ein paar Leute (inklusive zwei Mädchen!) die Hand ins Feuer zu legen, die ihm dann anschließend das Auto ausräumten. Oder Martin, der Streetpunk, der irgendwann in Berlin ohnmächtig wurde und wir ihn am nächsten Morgen in seiner eigenen Pisse unter unserem Bus wiederfanden. ganz zu schweigen von Röbbe´s Fleischdiät. Auch die bayrischen Grenzschützer bekamen ihren Spaß, als unser qualmender Bus an die Grenze getuckert kam. Ich erzählte ihnen, der könnte leicht abfackeln, wenn er nicht vom Fahrtwind gekühlt würde: uns ließ man ziehen und Ad Nauseam wurden eine Stunde lang gefilzt. Auch am Ende dieser Tour fiel uns der Abschied schwer.

Popperklopper vor ihrem Hühnerstall bzw. Probe- raum in Bollendorf; vlnr: Strahl, Carsten und Felge

Pfingsten ´98 ging es dann nach Schweden zum Bollnäs Punken- Festival mit Bands wie The Vibrators, One Way System, Driller Killer, A-Bombs, etc.. Das war ein erlebnis der besonderen Art, nicht nur bezüglich der Häufigkeit des in aller Öffentlichkeit vollzogenen Koitus: nachts wird´s nicht richtig dunkel, nette Leute, beschissenes (und megateures) Bier, super Atmosphäre und genialer selbstgebrannter Stoff, von dem ich den Namen vergessen habe (scheint ja wirklich gewirkt zu haben). Die Fahrt war ein wenig stressig: 1.600 km Hinweg, die zwei Fahrer absolvierten. Die anderen gaben sich dem Hansapils hin. Es wunderte den dänischen Grenzer schon, als wir die Seitentür des Busses öffnen sollten, und 7 Besoffene inmitten von von exakt 120 leeren Dosen zum Vorschein kamen. Auf dem Rückweg hielten wir in Motala bei einem Kumpel von Höhnie, um ein Interview für das größte schwedische Metal-Magazin zu geben. Davon haben wir leider nichts mehr gehört.

In August war dann wieder Studio angesagt. Diesmal ging´s zu Martin (DNA) nach Celle. Hier nahmen wir 12 Stücke auf. 2 Sanplerstücke waren dabei und 10 für unsere Do-EP „Nadel verpflichtet".

Die bis jetzt letzte Tour startete dann im September mit Scattergun und The Annoyed. Trotz teilweise krassen Strecken, die hier zurückgelegt werden mußten, eine geniale Tour. Hier bewährte sich mit dem neuen Bus auch eine neue Methode der schnellen Zollabfertigung: Schweizer Grenzer schrecken doch tatsächlich zurück, wenn das Auto von außen ein wenig vollgekotzt ist (weil Felge bei voller Fahrt, immerhin knapp 110, aus dem Bus göbelte und zielsicher auch meine zum Trocknen aufgehängten Shorts erwischte!).

Am 3.4. dann fand die 10-Jahre-Popperklopper Jubiläumsparty statt. mit dabei waren: Bluebärs, Rasta Knast, Scattergun, Molotow Soda und ca. 500 Partygäste. Die Fete war ein voller Erfolg und machte dem Publikum genauso viel Spaß wie den Bands.

In Juli werden wir in Hannover wieder 10 Songs aufnehmen. Diese und weitere unveröffentlichte Stücke sollen dann auf unser 4. Album, das im November erscheint (wenn alles klappt...). Weiterhin ist noch eine EP oder 10" mit Liveaufnahmen von allen Bands, die in Trier mit von der Partie waren, geplant.

So watch out!

 

Pogographie:

 

´96: LP/CD „Kalashnikow Blues" (Nasty Vinyl)

               Split-EP mit Novotny TV (Nasty Vinyl)

´97: Split 10" „Elandszug" mit Anfall (Nasty Vinyl)

     LP/CD „Wer sich nicht wehrt..." (Nasty Vinyl)

´98: Do-EP „Nadel verpflichtet" (Höhnie Records)

Strahl/joe