The Peacocks - die Schweiz rockt !?

Das folgende Interview wurde schon Ende August letzten Jahres bei der Summer-Safari in Leipzig geführt. Nachdem aber das Diktiergerät lange Zeit im ostdeutschen Bermudadreieck verschwunden war, können wir Euch das Ergebnis erst heute präsentieren. Obwohl die Peacocks bei ihrem Auftritt Pech mit dem Wetter hatten (während ihres Sets regnete es das einzige mal am ganzen Wochenende, so weit ich mich erinnern kann), trabten Sie danach gut gelaunt zum Termin mit uns an. Wir sprachen mit Hasu Langhart, dem Gitarristen und Sänger des Trios, über den ganz alltäglichen Überlebenskampf eines Rock'n'Rollers in der Schweiz und gingen der Frage nach, wie man eigentlich in Japan zum Star wird...

Onlinezine: Wie war der Auftritt heute für Euch?
Peacocks: War ganz gut. Hat mir oder besser uns Spaß gemacht. Es herrschte eine gewisse Hektik vor dem Auftritt weil niemand so ganz genau gewusst hat wann's losgehen soll und ob wir gleichzeitig mit Los Banditos in der Halle spielen sollen (Peacocks spielten Open Air, während Los Banditos in der Halle auftraten - d.Red.). Aber es war am Ende sehr gut.

Onlinezine: Die Summer-Safari ist ja hauptsächlich ein 60-ies Festival. Wie seid Ihr dazu gekommen hier zu spielen?
Peacocks: Ähem ja, 60-ies Festival... Also hier spielen ja auch Rockabilly-Bands und ein paar punk-angehauchte 60-ies-Bands... Ich denke mal, dass ein paar Leute die das hier organisieren uns mögen und uns deshalb gebucht haben. Ich hab auch irgendwo gelesen, dass sie selber gemeint haben, es würd grad noch so drin liegen. Die Peacocks quasi das Härteste was noch so drin liegt für so'n Festival.

Onlinezine: Ihr habt jetzt gerade Euer viertes Album "It's time for" veröffentlicht. Es ist für meine Begriffe der endgültige Abschied von den Ska-Einflüssen der ersten Alben. Wie kam es dazu?
Peacocks: Och äh Stil gefunden würde ich mal so sagen. Mit dem Ska nicht mehr so zufrieden gewesen, so wie wir den gebracht haben. Auch nicht mehr so das Bedürfnis gehabt Ska-Songs zu schreiben. Dann wurde das einfach rausgedrängt von den anderen Songs.

Onlinezine: Auch outfittechnisch gab es ja eine deutliche Abkehr von früher...
Peacocks: Du kannst ja auch nicht immer dasselbe machen. Das mit den Anzügen wurde uns irgendwann einfach zu routinemäßig... "ja, jetzt wieder Anzug anziehen, weil wir spielen wieder irgendwo..." Jetzt sind wir eben alle in schwarz und das ist halt irgendwie auch noch so ein wenig einheitlicher Style.

Onlinezine: Die meisten Bands fangen ja eher mit Punkrock an und entwickeln sich dann weiter, was auch immer das heißt, nehmen dann verschiedene Stilelemente dazu. Bei Euch scheint es genau umgekehrt zu sein.
Peacocks: Geschmack und persönliche Vorlieben spielen eine Rolle, aber auch eine gewisse Routine im Sinne von "was können wir gut". Wir finden eben das wir besser sind in dem was wir jetzt machen als in anderen Stilrichtungen und deswegen machen wir das worin wir gut sind. Und äh, Punk ist halt immer gut... So verspielte Songs und komplizierte Sachen habe ich gar nicht so gern.

Onlinezine: Ihr habt Eure letzte Platte auf vier verschiedenen Labels auch mit unterschiedlichen Covers rausgebracht. Wieso?
Peacocks: Zum einen weil das amerikanische und das japanische Label sofort gesagt haben "wir machen die Platte". Das waren aber beides Labels die in Europa keinen Vertrieb oder so etwas haben. Dann haben die schon selber gesagt "bringt doch die Platte sonst noch irgendwo in Europa raus" und das haben wir dann gemacht. Warum dann nicht auch verschiedene Cover ? Verschiedene Labels, verschiedene Cover, das macht irgendwie Sinn. (So einfach ist das also… - d.Red.)

Onlinezine: Ihr habt ja auch einen nicht ganz unbeträchtlichen Erfolg in den Staaten, Kanada und Japan.
Peacocks: Ja, da gibt es halt Leute die uns mögen. Auch so ein wenig einflussreiche Leute, in Person von Leuten anderer Bands, Plattenfirmen oder Booking-Agenturen, die haben einfach Spaß daran, wenn sie was von uns rausbringen. Ob sich das verkauft ? Keine Ahnung. Ich denke mal es geht so.

Onlinezine: Nun mal nicht untertreiben ! In den japanischen Indie-Charts wart Ihr immerhin auf Platz 1. Sind das Publikum und die Konsumenten dort einfach anders drauf?
Peacocks: Ja das ist komisch. Zum Beispiel von der neuen Platte hat alleine ein einziger Plattenladen, "Tower-Records", dort 751 CDs verkauft in 2 Monaten. Wenn so etwas passiert, dann kann es dazu auch noch sein, dass dieser Laden sehr wichtig für die Charts-Berechnung ist und du dann in die Charts reinrutschst. Ich habe zum Beispiel auch einen Zeitungsausschnitt aus England, dort sind wir in den Indie-Top 20 auf Platz 9 und damit vor Blink182. Wie kommt es zu solchen "Charts-Mutierungen" ? Ich weiß es auch nicht. Ich weiß auch nicht ob das irgendwas bedeutet.

Onlinezine: Bereits von Eurer ersten LP habt Ihr ca. 5.000 Stück verkauft. Das ist ja doch bereits ein beachtlicher Erfolg gewesen. Kam das für Euch quasi über Nacht?
Peacocks: Nein, das hat sich über die Jahre eben angesammelt. So eine Art von Musik ist ja glücklicher Weise nicht trendabhängig oder so. In kleinen Maßen verkauft sich das eben über Jahre hinweg. Da gibt es immer mal wieder Leute die es neu entdecken und es dann ihren Kumpels sagen und die wollen das dann auch und so weiter. Es ist nicht so, dass Du im ersten halben Jahr 1000 verkaufst und nachher nichts mehr.

Onlinezine: Wenn wir Deutsche so über die Schweiz nachdenken, dann sind die Sachen die uns einfallen wohl Dinge wie Kühe, Banken, hohe Preise. Wie darf man sich Eure Anfänge vorstellen ? Wie ist es dazu gekommen, dass Ihr ne Rock'n'Roll Band macht, die dann auch noch einigen Erfolg hat ? Wie seid Ihr z.B. von der Schweiz ins Ausland gekommen?
Peacocks: Tja, also wie stellt man sich die Schweiz vor ... ? Also wie unsere Anfänge waren: ich und mein Bruder, wir sind in so nem Kuhdorf aufgewachsen und haben die Musik, die man da so gehört hat, nicht gemocht. Wir haben dann selbständig rausgefunden was es sonst noch so gibt. Das war halt dann Psychobilly und Rockabilly und ein bisschen später Punk. Das sind so die Wurzeln.

Onlinezine: Gab es in diesem Bereich auch eine Szene in der Schweiz?
Peacocks: Das war damals lustig. Da sind wir in die nächste Stadt, nach Winterthur, gefahren, haben uns Platten gekauft und so. Da gab es einen Laden der Psychobilly und Punk und so was gehabt hat, aber wir haben da nie solche Leute gesehen. Wir mussten uns das dann vorstellen, wie so ein Psychobilly ausschaut. Es gab damals auch so gut wie keine Konzerte. Und wenn dann hast Du auch nicht gewusst, welche von den 200 Leuten nun die Psychobillies sind. Natürlich: alle Szenen die es sonstwo gibt, gibt es auch in der Schweiz. Aber eben alles viel kleiner und ein wenig durchmischter.

Onlinezine: Ich stelle es mir anstrengend vor in so einem Kuhdorf, wie Du sagst, anders zu sein. Hattet Ihr damit Probleme?
Peacocks: Man war halt eher der Outsider aber in die coolere Richtung. Die coolen Jungs an die man nicht so einfach rankommt... Das war eher positiv für uns.

Onlinezine: Wie hat sich denn seit jener Zeit die Szene in der Schweiz und allgemein das Leben in der Schweiz verändert?
Peacocks: Wir haben uns mehr oder weniger selber eine Szene aufgebaut, die weder Psychobilly noch Skinhead oder sonst irgendwie so ein klares Ding ist. Als wir erst mal einen gewissen Status als Band hatten, kamen einige junge Bands auf uns zu die mit uns spielen wollten, die Ska, Punk, 60-ies und was auch immer gemacht haben. Denen haben wir dann geholfen Gigs zu kriegen oder eben auch mit uns zu spielen. Die Schweiz ist zwar klein, aber eigentlich gibt es doch ca. 30 Läden in denen man regelmäßig spielen kann.

Onlinezine: Ziemlich am Anfang Eurer Karriere wart ihr ja auch direkt auf USA und Kanada - Tour. Wie habt Ihr so schnell den Sprung über den Teich geschafft?
Peacocks: Unsere erste größere Tour war in der Tat eine US-Tour. Die war so halb selbstgebucht mit Hilfe von Ami-Bands mit denen wir in der Schweiz oder in Deutschland schon mal gespielt hatten. Die haben uns dann jeweils einen Gig in ihren Heimatstädten klar gemacht…

Onlinezine: Und wie war dort so die Resonanz?
Peacocks: Es war mindestens so positiv, dass wir dann selber gefunden haben "also das ist eigentlich schon geil", besser wie alle zwei Wochen eine Probe und ein Mal im Monat ein Konzert. Da haben wir uns gedacht "lass uns mehr machen".

Onlinezine: Neben Dir spielt noch Dein Bruder Simon in der Band. Früher gab es sogar eine Zeit wo ein weiterer Bruder von Euch mitgespielt hat und die Band ein reines Familienunternehmen war.
Peacocks: Also es gab mal eine ganz kurze Zeit wo er als Schlagzeuger ausgeholfen hat. Wegen dem Kuhdorf wo wir wohnten, hatte der erste Schlagzeuger der ein paar Jahre dabei war, denselben Nachnamen wie wir (alle miteinander verwandt ? - d.Red.). Deshalb ist es oft zu dem Missverständnis gekommen, dass es sich um eine Band aus Brüdern gehandelt hat. Aber das stimmt nicht. Außer eben für eine ganz kurze Zeit wo wir keinen Schlagzeuger hatten.

Onlinezine: Gibt es da schon mal Familienstreitigkeiten oder läuft es mit Deinem Bruder in der Band gut?
Peacocks: Nein das gibt es nicht.

Onlinezine: Wie ich Eurer Bandinfo entnehmen konnte, habt ihr inzwischen alle Eure regelmäßigen beruflichen Tätigkeiten abgebrochen. Könnt Ihr vom Rock'nRoll leben?
Peacocks: Hhm, nicht so richtig…

Onlinezine: Was heißt nicht so richtig?
Peacocks: Wenn wir mal wieder länger nicht spielen oder nicht auf Tour sind, dann schauen wir schon, dass wir hin und wieder irgendwas arbeiten können. Mit der Zeit baust du dir so ein Netz auf von irgendwelchen Kumpels, die irgendwas arbeiten und hin und wieder jemanden brauchen der hilft. In irgend ner Bar kannst Du hin und wieder aushelfen. Wenn ein großes Konzert ist brauchen die immer Leute die mit anfassen.

Onlinezine: Noch einmal zurück zu Eurer vierten Platte. Ich nehme nicht an, dass Ihr ähnlich viele Alben wie die Rolling Stones machen wollt, was treibt Euch an, die nächste Platte in Angriff zu nehmen und was kann noch kommen?
Peacocks: Wir schreiben schon an neuen Liedern. Wenn wir nicht gerade live spielen, dann proben wir neue Sachen. Meiner Ansicht nach haben wir derzeit super viele gute neue Ideen ohne groß was zu überlegen. Wir überlegen also nicht, welche Stilelemente wir aufnehmen sollen oder so, das kommt von alleine, zur Zeit.

     
 

 

Onlinezine: Also in einer Sinnkrise befindet Ihr Euch noch nicht…
Peacocks: Nein überhaupt nicht. Die gab's vielleicht schon mal, aber zur Zeit überhaupt nicht.

Onlinezine: Wann gab es denn eine solche Krise?
Peacocks: Zum Ende, als unser langjähriger Schlagzeuger vor dem aufhören war. Da wusste ich irgendwie unbewusst, es wird nicht mehr lang so weitergehen können, auch wegen seinen Kindern. Da fehlte dann auch die Motivation für neue Songs. Wofür auch ? Du weißt es gibt eh irgendwann eine Änderung und dann musst Du wieder alles neu einspielen.

Onlinezine: Könnt Ihr uns denn schon genaueres sagen, wann die nächsten Veröffentlichungen von Euch zu erwarten sind?
Peacocks: Ähem, also durch das Touren und das ständige Geldproblem dauert es dann doch immer länger, aber nächstes Jahr. Das Geld das wir von unserem Label erhalten ist leider nicht ausreichend um wirklich in guter Qualität aufzunehmen. Da müssen wir schon selber noch einiges auf die Seite legen.

Onlinezine: Ok, dann vielen Dank und weiterhin viel Erfolg.