TheM3T3ORS

Nach 20 Jahren Pause spielen die legendären Urväter des Psychobilly wieder vor polnischen Publikum. Noch bevor klar war, daß die Meteors in Polen spielen, hat Crazy Senorita aka Ewa dieses Interview im Auftrag von der Firma Cosmic für die junge Psychobilly-Scene in Polen geführt. Und da wir so charmant lächeln können, können wir das Interview auch unserem deutschsprachigen Surfern in voller Länge anbieten.

Ewa: Fangen wir doch mal mit deiner Solokarriere an. Wieso hast du dich damals dafür entschieden alleine zu spielen und nicht mehr mit der Band? Und wie kam es dazu, dass du letztendlich doch auf die Meteors gesetzt hast?
Paul: Nein, nein, in dieser Zeit hab ich auch mit der Band gespielt. Dieses Solo war so etwas wie ein zweites Standbein. Am Ende kam ich aber zu dem Entschluss, dass ich nicht anders spielen möchte, als mit den Meteors.

Ewa: Heißt das, dass es nie eine Pause gegeben hat, während der Solo-Umtriebe ?
Paul: Ich hatte Auftritte als P. Paul Fenech, aber zur selben Zeit nahm ich Songs mit dem Meteors auf.
Wolfgang: In Wirklichkeit haben wir nie aufgehört live aufzutreten.

Ewa: Was hat Dich dazu gebracht eine Solokarriere zu probieren ? Dachtest du, daß du dich dadurch verbesserst ?
Paul: Nein. Eigentlich weiß ich es nicht...
Wolfgang: Er wollte uns nicht mehr sehen. (Lach)
Paul: Die Leute haben mich überredet, alleine aufzutreten, also habe ich es ausprobiert. Es gab mir keine ausreichende Genugtuung, also habe ich es gelassen.

Ewa: Und wie sind nun die Unterschiede zwischen dem Dasein als Solokünstler und als einem Teil der Meteors ?
Paul: Na, weißt du, Meteors sind mein Leben...
Wolfgang: Yeah (lach) Paul: Alles was ich weiß und alles was ich tu' , ist Meteors. Deswegen ist es so besser. Ich will nicht bekannt sein als Paul Fenech, sondern als The Meteors. The Meteors sind besser als ich allein. Das ist mehr als ich. Ich kann es nicht so erklären. Einfach besser. Mehr Power. Meteors hatte ich die ganze Zeit im Kopf - auch dann, als ich solo spielte.
Wolfgang:(lach)
Paul: Außerdem war es ein wenig langweilig und für mich persönlich zu langsam. Was soll's, ich hab es einfach ausprobiert. Wie ein Hobby. Aber The Meteors sind mein Leben, meine Religion, meine Liebe. Und meine Arbeit. Und Paul Fenech, das ist bloß mein Vor- und Nachname.

Ewa: O.k., du hast fünf eigene Alben herausgebracht, und was ist mit dem Rest der Band? Habt ihr noch in anderen Kapellen gespielt? Habt ihr etwas herausgebracht?
Shaun: Ich habe gespielt... ach ist schon lange her und auch nichts Wichtiges.
Paul: Der Grossteil anderer Projekte das sind eigentlich auch wir, bloß unter anderen Namen. "Kick Arse" oder "Surfin' Dead" - das sind alles wir.

Ewa: Ok, und du? (zu Wolfgang)
Wolfgang: Ich spiele und spielte bei den Meteors.

Ewa: Nur?
Paul: Nein, nein, er hat früher auch woanders gespielt.

Ewa: Was war das?
Wolfgang: Lang, lang her... 'ne Punkband... Psychobilly-Punk

Ewa: Ok, die beste Zeit für Meteors?

Paul: Die beste Zeit? In der Nacht... Ehrlich... (lach) Na gut. Für mich ab "Surrender"... Nein, jetzt ist die beste Zeit. Eigentlich jedes Mal, wenn ich auf der Bühne stehe, ist es geil.

Ewa: Die schlechtesten Momente?
Paul: Nur als wir angefangen haben. Ganz am Anfang. An die ersten zwei oder drei Jahre erinnere ich mich nicht so gerne.

Ewa: Irgendwelche Unfälle, peinliche Situationen auf der Bühne oder allgemein auf Tour?
Paul: Ach, manchmal versaue ich etwas, aber so was ist für mich nicht peinlich. Auch heute hab ich paar Fehler gemacht, aber das ist für mich kein Problem.

Ewa: Du schreibst die Texte. Wie gehst du da vor? Entstehen sie so im Kopf von allein? Inspirieren dich irgendwelche Situationen aus dem Leben oder aus Filmen? Schaust du dir zum Beispiel viele Horrorfilme an?
Paul: Viele der Songs sind über Menschen, die ich kenne, Sachen, die wir machen und darüber, dass wir ein merkwürdiges Leben leben. Und aus den Filmen? Manchmal gefällt mir ein Titel, und ich denke mir einen Song dazu aus. Im Grunde genommen gibt es da keine Regel, aber wenn ich schon einen guten Titel habe, dann kommt der Rest von alleine, zwei drei Minuten - niemals hat das bei mir viel Zeit in Anspruch genommen.

Ewa: Sagst du uns, woher der Planet Zorch kommt ?
Paul: Nein, kann ich nicht... (lach)

Ewa: Das war eine ernsthafte Frage.
Paul: O.k.. Das haben wir uns mal ausgedacht, als wir ein bisschen high waren. Wir wollten auf einem anderen Planeten leben, auf welchem alle uns ähnlich wären und irgendwie kamen wir dann auf Zorch. Das ist schon lange, lange her.

Ewa: Na gut. Und was ist mit dem grünen Affen?
Paul: Der Affe? Alle anderen hatten Katzen, Stray Cats, Blue Cats ...

Ewa: Also, aus Trotz kam bei euch ein Affe auf die Welt?
Paul: Genau so! Die Meteors brauchten ein Logo und ein Affe passte zu dem Image.

Ewa: Ach, also gibt es keine besondere Geschichte?
Paul: Tut mir leid. Aber wenn du möchtest, kann ich mir gleich eine ausdenken ... Emm ... ich bin nicht clever. Ich spiele einfach. Spiele und singe über das, was ich mag. Und ich mag töten, Sex, Drogen und Bikes. So denke ich. Und darüber singe ich.

Ewa: Hast du noch andere Hobbies?
Paul: Ja: Töten, Drogen, Sex und Bikes ...

Ewa:(lach) Sonst was?
Paul: ... Nein.

Ewa: Und was machst du so in deinem Leben? Wie sieht es aus?
Paul: Töten, Drogen ... (lach) ... Mein Leben?

The Meteors sind mein Leben. Und es sieht so aus: ich gehe auf Tour, komme zurück nach Hause, bringe eine neue Platte raus, gehe auf Tour, und so weiter im Kreis ... Wir hatten schon tausende Auftritte.

Ewa: Hast du eine Familie?
Paul: Klar. Ich bin kein Mönch.

Ewa: Und wie reagiert sie auf deine Reisen, das Musik machen, und das Stardasein?
Paul: Wenn ich nach Hause komme, wartet sie auf mich, also muß es gut sein (lach). Und ich halte mich nicht für einen Star. Ich will kein Star sein. Alles, was ich möchte, ist zu spielen und diese kranken und verrückten Leute zum Tanzen zu bringen. Ich will keine geheimen politischen Texte rüberbringen. Ich will nur diese fuckin Songs spielen und ich will, dass sie richtig psychisch krank sind. Ich glaube, dass das, was ich tue ein Haufen guter Arbeit ist. Also wenn The Meteors mein ganzes Leben sind, dann ist das Publikum die einzige Sache, die mir wirklich wichtig ist. Natürlich will ich auch, dass ich bezahlt werde, aber du weißt schon, was ich meine. Oder?

Ewa: Weißt du eigentlich, dass ein Teil des Publikums der Meinung ist, daß ihr ultra geil auf den Tonträgern aber langweilig auf der Bühne seid?
Paul: Nein! Zeig mir, wer dieser Meinung ist!

Ewa: Na, nein ... (lach)
Paul: Und was wollen sie? Pyrotechnik? Go-go girls? Ich bin ein fuckin' Gitarrist und kein fuckin' Clown! Ich bin der, der ich bin. Kostüme und dieser fuckin' Artism!

Ewa: Ich spreche nicht von Kostümen, sondern über das Verhalten auf der Bühne. Du weißt, die Einen kommen auf die Buhne, spielen, singen und gehen von der Bühne runter ... Und wenn das Publikum eine Zugabe möchte, dann kommen sie nicht mehr. Die anderen legen die Seele und die ganze Energie in den Auftritt. Hast du da denn bis dato keine negativen Meinungen gehört? Ok, ist nicht so wichitg ...
Paul: Es ist wichtig, verdammt noch mal, es ist wichtig! Weil ich nicht langweilig bin! Und wenn jemand dieser Meinung ist, dann soll er verdammt noch mal, fernbleiben. Der soll sich verpissen. Da soll er doch die Platten daheim hören. Wir sind nicht irgend so ein fuckin' Nekromantix, welcher mit einem Sarg wedelt. Das ist kein wahrer Rock'n'Roll! Das ist irgend so ein verficktes Nachahmen!
Wolfgang: Yeah, Nachahmen. So denke ich auch.
Paul: Mein Leben ist mein Leben und mein Weg ist der Rock And Roll. Ich ahme niemanden nach. Wolfgang: Und wir sind nicht langweilig.

Ewa: Habt ihr eigentlich irgendwelche Idole? Lieblingsbands oder -songs?
Paul: Aaach ... Ich mag Motörhead, Ramones, Johnny Vincent, Johnny Cash...

Ewa: Und der Rest der Gruppe?
Paul: Ungefähr genauso...

Ewa: Zukunftspläne? Was habt ihr nach Eurer Englandtour vor? Plant ihr was herauszubringen?
Paul: Ja, wir werden wieder aufnehmen so bis Februar. Ich denke, dass der neue Longplayer spätestens im März erscheint.Wir haben schon die Hälfte im Kasten.

Ewa: Ein paar Worte über das neue Material? Wie ist der Unterschied zu den vorangegangen Platten?
Paul: Immer noch derselbe Stil. Die Meteors verändern sich nie! Das langweilt uns nicht. Wir nehmen Platten so gut wie wir nur können auf. Das war's. Na, vielleicht wird sie ein bisschen schneller als die letzten Platten.

Ewa: Kannst Du Dich an die Zeit erinnern als ihr in Polen aufgetreten seid?
Paul: O ja, das war glaube ich 1985...

Ewa: Und wie war's?
Paul: Ich erinnere mich, dass die Leute in Ordnung waren, aber man hat es ihnen nicht erlaubt zu tanzen. Jedes Mal, wenn sie sich von den Sitzplätzen erhoben haben, hat man sie wieder hinsetzen lassen.

Ewa: Weißt du noch, wer mit euch aufgetreten ist?
Paul: Nein.

Ewa: Weißt du überhaupt etwas über die aktuelle Situation in Polen bezüglich Psychobilly?
Paul: Nein, weiß ich nicht. Aber vielleicht werde ich es erfahren, wenn wir nächstes Jahr dort sind.

Ewa: Glaubst Du, dass ihr kommt?
Paul: Es gab solche Ideen. Wenn alles entsprechend organisiert wird. Natürlich würden wir sehr gerne in Polen auftreten. Grundsätzlich, wenn ich irgendwo mehr als zwei Leute finde, die meine Musik hören wollen, dann fahre ich hin.

Ewa: Weißt du, Polen, das ist schon ein besonderer Ort. Es sieht so aus, als wenn der ganze Rock'n'Roll aus dem Westen kommend ganz Polen übersprungen hat und in Russland gelandet ist. Polen ist so ein bisschen eine Wüste geblieben. Erst in letzter Zeit passiert da wieder etwas.
Paul: O ja. Wir haben schon ein paar mal in Russland gespielt. Dort gibt es auch eine musikalische Wüste.

Ewa: In Polen sind ein paar neue Bands entstanden. Hast du etwas über Komety oder Robotix gehört?
Paul: Nein, sorry, hab ich nicht. Sind die gut?

Ewa: Beide Kapellen sind recht jung. Komety spielen eher Old School-mäßig.
Paul: Ach! Ich verstehe den Begriff Old School nicht.
Wolfgang: Old School das sind wir.
Paul: Das habe ich auch gehört ... Aber was zum Teufel bedeutet das?

Ewa: Hej! (lach) Das ist mein Interview, ich stelle hier die Fragen.
Paul: Gut, aber ich verstehe nicht, was du meinst, wenn du sagst Old School.

Ewa: Das heißt, so wie die ersten Bands in den 80-er Jahren. Nicht zu schnell, nicht zu schwer, ohne irgendwelchen Einflüsse...
Wolfgang: Ohne Punk- oder Metaleinflüsse wie zum Beispiel: Nekromantix...
Paul: O.k., o.k. Ich weiß, wie du das meinst. Ich versuch nicht der Klügste zu sein. Die Leute sagen, dass wir die ganze Zeit Old School spielen, und ich weiß nicht so genau, was sie meinen... Na, aber... danke für die Erklärung...

Ewa: (lach) Na gut, möchtest du dem polnischen Publikum etwas sagen?
Paul: Ich möchte. Wenn euch das gefällt, was wir spielen, dann bedanken wir uns. Wenn nicht, denn verpisst euch. Das ist meine Botschaft an die ganze Welt. Nicht nur für Polen. Ich wäre wirklich sehr glücklich, wenn es uns gelänge zu euch zu kommen. Im Rock'n'roll gibt es keinen Platz für Politik und andere versteckte Botschaften. Alles was wir machen ...
Wolfgang: ist purer Psychobilly ...
Paul: Und Psychobilly besteht aus Band und Publikum. Zusammen. Das hat nichts mit Rock'n'roll- Stars zu tun. Das war's.

Ewa: O.k., ich bedanke mich für das Interview.
Paul: Gern geschehen und ich hoffe auf ein Wiedersehen in Polen.

Ewa

 

Die Rechte für dieses Interview liegen bei Ewa, für die Fotos bei Wreckin Pit.