Fünf Jahre Lost Boyz Flingern

Erlebnisbericht eines Spitzensportlers …
oder: wie Lokalhelden alles gaben.

Vor genau fünf Jahren, begab es sich, daß eine kleine Gruppe von fußballbegeisterten Menschen, na ja Düsseldorfern, sich zusammen schlossen und sich den Namen "Lost Boyz Flingern" gaben. Diese vom Neanderthaler abstammende Gattung der Homo sapiens, begeisterte sich auf ihre plumpe, unterprivilegierte Art für einen Fußballclub namens "Fortuna Düsseldorf". Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen kleinen, unbedeutenden Dorfclub nördlich der fortgeschrittenen Zivilisation am Rheinkilometer 688.2, vielen bekannt als die Hauptstadt des Frohsinns, des leckeren obergärigen Bieres und des "Halven Hahn", kurz und knapp, die Rede ist von der schönsten Stadt am Rhein. Köln.
Diese Gruppe junger Neandertaler, nennen wir sie hier LBF, sind begeisterte Anhänger des Fortuna Düsseldorf. Sie verbringen ein Leben im Schatten des örtlichen Sportvereins und verbringen sehr viel Zeit damit, auf den Tribünen zu stehen und ein Gebräu namens Altbier zu trinken. Nun ja, Düsseldorf ist keine reiche Stadt, vermutlich können sie sich deswegen kein frisches Bier leisten. Anlässlich Ihres fünf-jährigen Bestehens gab es ein großes Fußballfest in Flingern. Und wir, FC UMLAND 03, der wohl eleganteste und attraktivste Sportverein im Raum Köln, waren eingeladen an den Festivitäten teilzunehmen.
Wir waren einer von zwölf Fußballclubs, die an dem Turnier teilnahmen und ohne zu übertreiben, wir sahen verdammt sexy in unseren Trikots aus. Das Turnier fand am 30. Mai 2004, also Pfingstsonntag, statt eigentlich ein guter Tag um Sport zu treiben, nur nicht wenn es am Vorabend im Rahmen der Festivitäten ein großes Konzert gegeben hat. In der Nacht von Samstag auf Sonntag lauschte man genüsslich den Klängen bekannter Bands wie zum Beispiel: Los Fastidios , 4Promille, Broilers, Evil Conduct und Los Placebos.
Es versteht sich von selbst, dass es ziemlich spät wurde und auch das eine oder andere Bier die trockene Kehle befeuchtete. Also wurde man am Sonntag Morgen von seiner Liebsten um sieben Uhr aus dem Bett gezogen, weil man sich um acht Uhr mit den anderen traf um gemeinsam Richtung Norden zu ziehen. Lustlos und ohne gefrühstückt zu haben sammelte man sich am Wiener Platz, los ging's…
Am Stadion angekommen hielt man sich ein wenig auf dem Parkplatz auf, um auf die anderen zu warten, das Wetter war echt super, langsam wurde man wach und nahm die Umwelt erst richtig wahr. Wo man auch hinblickte, überall Düsseldorfer. Für einen eingefleischten Lokalpatrioten bedeutet das die Hölle auf Erden. Endlich waren wir komplett und konnten das Gelände betreten, sofort wurde die Musik abgestellt und man begrüßte uns mit Anti- Köln Liedern. Dieser warme und freundliche Empfang konnte unsere Stimmung nicht trüben. Sofort wurden unsere Fahnen der heimatlichen Fußballclubs und Brauereien aufgehängt.
Frohen Mutes fing man an, sich langsam auf den Spielbeginn vorzubereiten. Die einen mit Bier, die anderen mit hin und her Spielen des Balles. Es wurde in zwei Gruppen gespielt mit jeweils sechs Clubs. Unser erstes Spiel hatten wir gegen Azzuro aus Düsseldorf, sie putzen uns mit 3:0 vom Platz. Naja , das kann passieren, wir waren ja noch nicht warm gespielt, das nächste Spiel wird wie geschmiert laufen, so dachte ich mir und keuchte nach Luft. Beim zweiten Spiel ging es wieder gegen einen Düsseldorfer Club, hey, es sah schon viel besser für uns aus. Doch dann 1:0 für Düsseldorf. 1:1 Ausgleich, ein hochmütiges Gefühl verdrängte den Zweifel aus meinem Kopf. Plötzlich steht der Gegner in unserem Strafraum und…Peng! 2:1 für Düsseldorf…Abpfiff. Da war er wieder, der Zweifel. Nun ja, drei Spiele haben wir noch und ich keuchte nach Luft. Die darauf folgenden Spiele möchte ich nicht weiter ins Detail gehend beschreiben. Es schmerzt noch jetzt. Am Ende mussten die jeweiligen Gruppenersten und Gruppenletzten gegen einander ein Elf-Meter-Schießen machen, wobei wir gegen die "Tennisschläger" aus Berlin antraten. Nach kurzer Aussprache waren sich die Mannschaftskameraden des FC Umland einig. Ein vorletzter Platz kam für uns nicht in Frage, wenn untergehen, dann richtig. Nachdem wir das Spielfeld zur entscheidenden Schlacht betraten, wurde kurzerhand mit Hilfe eines Megaphons, welches mir einer der recht lustigen Berliner geliehen hatte, der "Heilige Krieg" ausgerufen. Mit lauten "Dschihad"-Rufen machte man sich auf, um den glorreichen letzten Platz zu belegen. Mit Erfolg. Nach Übergabe der Urkunden bestritten wir noch mal freiwillig ein "Freundschaftsspiel" gegen die Jungs und das Mädel des "Rosetti Rosso FC", diese fünf Männer und eine Dame betreten das Spielfeld grundsätzlich nackt… ja, nackt. Meine Freundin und der Rest der anwesenden Damenwelt hatten ein sichtliches Vergnügen daran, dieses Spiel ganz genau zu beobachten. Auch diese nackten Lümmel fegten uns vom Platz, doch ist es ein Wunder? Wie soll man sich bei einer solchen gewaltigen Ansammlung von Erotik auf das Spiel konzentrieren.
Trotz allem hat es Spaß gemacht und wir verließen erhobenen Hauptes das Spielfeld, um die Heimreise anzutreten. Zum Schluss möchte/n ich/wir den LBF für diesen gelungenen Tag danken. In fünf Jahren sind wir gerne wieder dabei, bis dahin wird fleißig trainiert.

Euer Michael